identität

es lohnt sich, die diskussion auf der wikipedia-seite zum thema identitätspolitik zu lesen. weil das eine sehr aktuelle debatte ist und es hilft, einiges in den nachrichten zu verstehen. wie alles zurzeit ist es hochpolitisch und man muss aufpassen, nicht falsche erwartungen zu bedienen. denn früher oder später muss man sich auch mit der identitäre bewegung auseinandersetzen. denn während der begriff der identität aus der soziologie kommt, und minderheiten-rechte stärkte, bedient sich der neue rechte des begriffs, um minderheiten auszugrenzen. während ersteres versucht, zu differenzieren, will letzteres vereinfachen und eine vermeintliche legitimation von gewalt in den diskurs tragen. wie so vieles stammt der begriff aus übersee (siehe auch identity politics) und ist inzwischen in der politschen debatte nicht mehr wegzudenken.

hierzulande hadern wir noch, benutzen es aber schon im negativen sinne. wir diskutieren über DIE flüchtlinge, DIE migranten, DIE frauen, DIE sachsen. das ist hochproblematisch, weil niemand lediglcih eine identität hat, sondern immer ganz viel. Ich kann ein lehrer sein und scheiß meinungen haben. ich kann polizist sein und trotzdem linke meinungen vertreten. ich kann im schwarzen block sein und antisemit. genauso wie ich in freital wohnen kann und mich um migranten kümmere. das ist superkompliziert, aber denk doch mal an Dich selbst, willst du reduziert werden auf Deine herkunft oder deinen beruf, Deine hautfarbe oder Dein geschlecht? niemand will das und trotzdem passiert es jeden tag. asoziale medien verstärken das und einzelfälle führen zu (meist negativen) zuschreibungen zu einer ganzen gruppe. während sich die einwohner sachsens angegriffen fühlen, wenn sie für hetzende mobs verantwortlich gemacht werden, aber kein problem haben, die schleichende islamisierung dresdens zu beklangen, dann ist das eigentlich schizophren, nur muss man das eben mal ansprechen.

meiner meinung nach, hätte man den begriff – genauso wie die gender studies – in der soziologie lassen sollen, denn man kann menschen und gruppen nicht reduzieren auf eine eigenschaft. jeder mensch hat mehrere identitäten und noch tragischer ist die zuschreibung bestimmter eigenschaften aus dem handeln einzelner zu einer ganzen gruppe.