Trend: Weg vom Komma. Interview mit dem Erfinder [1999]

[vorbemerkung in ureigener sache: diesen text schrob ich vor ungefähr acht jahren. also im ganz und gar unschuldigen alter. für mich und meine damalige freundin. für die welt also. doch erst jetzt scheint ebenjene welt reif für ihn. behutsam rechtschreiblich korrigiert trifft er nun also auf ein dankbares millionenpublikum. viel spaß beim lesen und schönes wochenende.]

JOURNALIST: Mit 17 hat man noch Träume. Erinnern Sie sich, welche?

MANN: Schon früh war mir klar: Ich werde einmal der große Satzzeichen-Erfinder, den die Welt je hervorbrachte.

J: Ist das nicht ein bisschen arrogant und sehr von sich selbst eingenommen?

M: (lacht) In unserem Gewerbe ist das oberstes Gebot, um wirklich innovative Ideen zu etablieren, bedarf es ein gesundes Selbstvertrauen.

J: Vertreter völlig neuer Erfindungen haben es meistens schwer, ihre Ansichten durchzusetzen…

M: (seufzt) Ja, am Anfang, ich kann mich noch genau erinnern, das war im Winter 1604, niemand war an meinem Komma interessiert, es war zum Ausflippen, zumal sich meine soziale Lage immer mehr zuspitzte, es war ein kalter Winter und niemand hatte mehr was zu Essen, ich hatte den ganzen Sommer darauf verwendet, die Kommaregeln auszutüfteln und natürlich keine Zeit zum Arbeiten gefunden.

J: Aber es kam dann doch letztendlich zum Durchbruch und dem Einmarsch des Kommas in die Bücher…

M: Es war Thomas Mann, der die Kommasetzung gesellschaftsfähig machte, meines Erachtens hat er an mancher Stelle aber sehr übertrieben.

J: Große Erfindungen wurden meist fehlgedeutet oder nicht im Sinne des Erfinders gehandhabt. Wie sieht es zur Zeit beim Komma aus?

M: Es geht, der Trend im Moment geht zwar etwas weg vom Komma, aber es gibt noch genug Gymnasial-Lehrer, die den Schülern das Komma einprügeln, dem Erfinder des Apostroph, übrigens ein sehr guter Freund von mir, geht es da schlimmer, was da zur Zeit auf dem Markt ist, treibt einem schon die Zornesröte ins Gesicht.

J: Sie verdienen an jedem Komma 5 Pfennig, ihr gegenwärtiges Vermögen wird auf mehrere Milliarden geschätzt…

M: (lacht ausgelassen) Über Kommas redet man nicht, die setzt man.

J: Es scheint sich wirklich zu lohnen, neue Satzzeichen zu etablieren. Was raten sie Neulingen in der Branche?

M: Die Marktzahlen sind leicht rückläufig, aber ich denke es ist noch Potenzial für neue Ideen vorhanden, auf jeden Fall dranbleiben und nicht verzweifeln, irgend ein Schriftsteller wird das neue Zeichen schon für sich entdecken.

J: Sind sie glücklich?

M: (grinst) Jedes Mal, wenn ich einen Satz mit Komma lese.

J: Wir danken ihnen für dieses Gespräch.

nachrichten aus der provinz

schwerin hat gefeiert. aber nicht irgendein schwerin. das doppelhalbinsel-schwerin, amt schenkenländchen, landkreis dahme-spreewald (LDS statt LSD!), brandenburg. ganze 625 einwohner, bequem per autobahn und bundesstraße zu erreichen und idylisch am see gelegen.
doch was gab es eigentlich zu feiern? die einweihung des neuen gerätehauses der feuerwehr! schmuck sieht es aus, bei sonnenschein und blauem himmel kommt der blaue anstrich besonders mediteran daher.

geschätzte 300 personen feierten ausgelassen und friedlich zu einem bunten programm. höhepunkt war sicherlich das aerobic-team, für die kinder der clown, der zwar eine stunde zu spät kam, doch stimmung verbreitete er trotzdem. keine ausschreitungen, keine schlägereien – insgesamt ein gelungenes fest für die schweriner. zwar tauchten wohl nazis auf, doch die professionelle festleitung hatte die situation unter kontrolle und es kam glücklicherweise zu keinen ausschreitungen.
schon gegen elf am nächsten tag war alles aufgeräumt, nur das bierzelt stand noch und für die berliner ausflügler gabs freibierreste und einen überaus netten empfang. sogar der bürgermeister kümmerte sich um die gäste. es wurde geredet und getrunken, berlin-brandenburgische vorurteile abgebaut und viel gelacht. kurzum – ein herzlicher empfang und wieder einmal der beweis, dass in brandenburg doch nicht alles so ist, wie es rainald grebe in düsteren farben besingt.
die ausflügler zogen dann weiter und hatten noch einen schönen sonnigen tag am see. leider haben sie das flatrate-kuchenessen im seekrug verpasst, doch das ist garnicht so wild, schließlich gibts da nächsten monat das rosenfest im biergarten!