Fear and Loathing in Berlin

Mehr als 70 Bandidos sind übergelaufen zu den Hells Angels und der tagesspiegel bekommt es mit der Angst zu tun und zitiert das LKA:

… sei die Lage nun völlig unübersichtlich. Aus drei Gründen seien Gewalttaten jetzt wahrscheinlich: Die bei den Hells Angels neu aufgenommenem Mitglieder von “El Centro” müssen erst ihre Loyalität beweisen – durch besonders mutige Taten. Zudem sind die Hells Angels jetzt in Siegerlaune, weil sich das bislang eher in Richtung Bandidos tendierende Kräfteverhältnis nun stark zu Gunsten der Hells Angels verschoben hat. Und, drittens, die Bandidos sind nach diesem einmaligen Ansehensverlust nun unberechenbar.

Das ist alles Spekulation, und wieviel die Polizie weiß oder zugibt ist die eine Seite. Was wirklich abgeht die andere. Wir wissen es nicht, kann ja auch sein, dass hier was hoch gespielt wird. Mit Rockerromantik im Stil von Easy Rider hat das jedenfalls nichts mehr zu tun – obwohl die beiden auch nicht gerade zimperlich waren. Aber hier geht es um organisierte Kriminalität und das ist immer scheiße.

roiberlyrik

Drei Räuber und ein Messer
Fahrgäste waren Räuber
Räuber drohte schriftlich
Ladeninhaberin verjagt Räuber
Bewaffnete Räuber überfielen Drogerie und Bäckerei
Räuber kamen nicht weit
Räuber mit Phantombild gesucht
Parfum-Räuber festgenommen
Räuber in Videothek
Räuber im Lebensmittelladen
Räuber kamen zum Feierabend
Räuber von Zeitungshändler überwältigt
Räuber im Spielsalon
Frau vertreibt bewaffnete Räuber mit Flasche
Überfall auf Spielothek – Drei Räuber festgenommen
Räuber entkommt mit Taxischlüssel
77-Jährige schlägt Räuber in die Flucht
Überfall: Räuber sticht Mann in den Rücken
Polizei sucht gewalttätige Räuber
Taxi-Räuber lässt eigene Brieftasche liegen
Junger Räuber von aufmerksamen Gästen gestellt
Räuber festgehalten – 18- und 19-jährige Männer werden geehrt
Taxi-Räuber beging Suizid
Autofahrerin wehrte sich erfolgreich gegen einen Räuber
Raub gescheitert – Räuber gefasst
Räuber flüchtete
Achtjähriger Räuber war selten in der Schule
“Früh übt sich”- Polizei stellt siebenjährigen Räuber
Drogerie-Überfall: Räuber brechen Verkäuferin die Nase
Mutmaßliche KADEWE-Räuber wieder frei
Wiedererkannte Räuber festgenommen
Mutmaßlicher “Schlecker”-Räuber gefasst
Räuber flüchtete ohne Beute
Handtaschenraub: Räuber schlagen 20-Jährige in Schöneberg nieder
Alarmanlage vertrieb Räuber
Polizei sucht dreisten Räuber
Räuber drohten mit Pfefferspray
Räuber im Hotel
Mit Hammer Räuber verjagt
Brutale Räuber greifen Kinder an
Sommerferien: Doller Auftritt, dicke Pullover, doppeltes Gold und dreiste Räuber
Räuber hält Passantin Waffe an den Kopf
Räuber-Trio überfällt Passanten im Park
Räuber in Mitte unterwegs
Polizei sucht nach gefährlichem Räuber
Gericht spricht Räuber nach 14 Jahren schuldig
Hilfsbereiter Fremder entpuppt sich als brutaler Räuber
Falsche Polizisten fesseln 15-Jährigen und berauben ihn
Räuber beim Geldabheben fotografiert
Räuber brüllte, Hund bellte
Räuber mit heißem Wasser in die Flucht geschlagen
Kundin verwirrte Räuber
Überfall: Fahndung nach K.o.-Tropfen-Räuber
Räuber mit Besen in die Flucht geschlagen

überschriften aus drei jahren polizeimeldungen berlin, i love it….

der freundliche, aber unentschlossene roiber:

in ansbach, mittelfranken ist alles ein bisschen ruhiger, weniger hektisch als in einer großstadt. da darf es nicht verwundern, wenn selbst die verbrecher eher gemütlich sind:

“Hinter zwei Kundinnen, die gerade mit einer Verkäuferin im Gespräch waren, äußerte er eher beiläufig das Wort “Überfall”. Da der Mann weder bewaffnet noch maskiert war, fragte ihn der ebenfalls anwesende Geschäftsinhaber nach seinen Forderungen. Ohne weitere Drohungen auszusprechen bat der vermeintliche Täter um ein paar Juwelen.” (polizeibericht nordbayern)

ein anderer kommentar

weil der FAZ-artikel letztens einmal mehr nur einseitig und undifferenziert berichtete, haben sich auch andere geäußert: “Der Soldiner Kiez ist kein Kiez des Verbrechens.” (deinkiez.de):

Der Blick auf die realen Gegebenheiten führte hier zu einer Relativierung bestehender Klischees. Der Soldiner Kiez ist kein Ort des Verbrechens. Aber er ist auch kein problemfreier Kiez, und es gilt besonders, die Kinder und Jugendlichen im Kiez so zu fördern, dass ihnen eine kriminelle Karriere erspart bleibt. Projekte an den Schulen und im Kiez haben diesen Weg begonnen. Verfolgen wir ihn weiter.

Bestandsaufnahme im Kiez

FAZ-Autor Philip Eppelsheim war im Kiez unterwegs und musste sich vor die Füße spucken lassen. Auf Schritt und Tritt hat er den Kontaktbereichsbeamten Christian Eitel verfolgt und Innensenator Körting interviewt. Heraus gekommen ist ein fast unlesbarer Text, der zwar eine Reportage sein soll aber journalistisch unter aller Kanone ist. Das haben wir schon besser gelesen bei der FAZ. Dieser Absatz soll einstimmen auf die folgenden Zeilen zum Thema Jugendkriminalität:

Auf seiner morgendlichen Streife nähert sich Eitel der Soldiner Straße, läuft vorbei an der Biesentaler Straße. Der Müll der Nacht – Flaschen, Kippen, Hausrat – ist zur Seite gekehrt. Abseits der Pankstraße mit ihren Dönerbuden ist kaum jemand auf den Gehwegen unterwegs. Die Kinderspielplätze zwischen Hausmauern, mit Müll übersät, liegen verwaist. Die Junkies nutzen sie in der Nacht für sich. Urin und Kot im Sand.

Ich will jetzt gar nichts beschönigen, jugendliche Gewalttäter verteidigen oder gar von einer heilen Welt sprechen – aber ein bisschen mehr Differenzierung hätte ich mir schon gewünscht von Deutschlands intellektuellster(?) Zeitung. Denn was da holprig zusammen geschrieben wurde, ist eine Mischung aus Boulevard und persönlicher Meinung. Und der Autor begeht einen groben Fehler: Zwar schreibt er über die Jugendlichen, doch mit ihnen geredet hat er nicht. Im Gegenteil, er läuft lieber weg:

In der Nacht sind die Straßen noch verlassener als am Tag, wenn zumindest die von Dönerbuden und Handyläden gesäumten Straßen bevölkert sind. Nur eine Gruppe Jugendlicher ist in der Soldiner Straße unterwegs. Sie schreien “hey”, lachen, als die Schrittfrequenz des Fremden schneller wird. Eine Ecke weiter spuckt ein Jugendlicher seine Rotze vor seine Füße.

Furchtbar!

Ja, es gibt ein Problem mit Jugendkriminalität. Aber wir sollten anfangen, sie zu lösen, anstatt immer nur mit unserem Finger darauf zu zeigen.