Adventstürchen #18: Mit 18…

Endlich 18…Wer dachte sich das nicht als es soweit war?
Endlich kann darf man den “richtigen” Alkohol kaufen, den Führerschein machen, in die Pornoabteilung in der Videothek gehen, usw.
Und dann war man 18½ und das Leben ging genau so weiter wie es war. Man dachte, dass alles besser wird aber in Wirklichkeit musste man sich weiterhin um die Zukunft kümmern – einen Job finden, Geld verdienen um die Hälfte davon dem Staat zu schenken, die Miete zu bezahlen und einen gewissen Lebensstandard zu fininzieren. Dafür steht man endlich auf eigenen Beinen, keiner sagt einem mehr was man zu tun und zu lassen hat (zumindest außerhalb der Arbeit). Das musst nicht unbedingt gut sein – man verliert schnell den Blick für’s Wesentliche. Man muss sich halt zusammenreißen und klar kommen.
Im Prinzip hat sich nicht viel verändert. Es gibt gute Dinge und schlechte, nur die Art der Probleme hat sich geändert.
Ich bin jedenfalls froh nicht mehr 18 oder 20 sein zu müssen.
Irgendwann kommt sicher das Alter in dem man wieder 18 sein möchte, aber das wird wohl noch eine Weile dauern.

Es gibt ein ziemlich tolles Lied zu dem Thema von Marius Müller-Westernhagen. Für mich ist er einer der besten deutschen Künstler.

rechteckiger haushalt

http://bund.offenerhaushalt.de/

auch im jahr 2010 kann das internet noch überraschen. heute die seite offener haushalt empfohlen bekommen und promt verliebt: da wird ganz anschaulich und interaktiv der bundeshaushalt 2010 visualisiert. in jeden etat kann man rein klicken und sich die einzelnen posten anschauen. von sowas kann ich nicht genug bekommen.

da stellt man dann überraschend fest, dass Die Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR (BStU) einen etat von z.zt. 100 Mio. zur verfügung hat. wahnsinn.

nicht ganz so übersichtlich, dafür mit schiebereglern ist SteuernSteuern.

und jetzt machen wir alle ein bisschen mehr demokratie, versprochen?

Von üblen Postroibern und Photographica

Vor ein paar Jahren hatte ich noch viel Zeit und kaufte analoge Fototechnik in Berlins Trödelmärkten und An- und Verkäufen. Meist fotografierte ich dann ein paar Wochen damit, um sie dann im Internet mit kleinem Gewinn wieder zu verkaufen. Davon konnte ich zwar nicht leben, aber gelernt habe ich da viel: Übers richtige Belichten und über die Entwicklung der Fototechnik. Ich hatte ziemlich viel Kurioses in der Hand, aber auch Hochwertiges aus vergangener Zeit.

Die Agfa Clack war eine billige Rollfilmkamera aus Wirtschaftswunderzeiten. Im Grunde nicht mehr als ein Kasten mit Billiglinse. Als ich die dann nach Italien verkaufte, gab es aber ein Problem mit dem Geldtransfer:

Mail von 2003

Die Mail hatte ich ausgedruckt, weil die Geschichte so absurd ist und in ein Buch gesteckt und vergessen. Überhaupt war das vor ein paar Jahren noch unglaublich kompliziert, Geld von einem Land in ein anderes zu transferieren. Paypal war noch nicht verbreitet und Banküberweisungen waren ziemlich teuer. Also hat man das Geld per Post geschickt. Nicht sehr sicher, aber hat meistens funktioniert. Einmal hat mir eine texanische Professorin einen Scheck geschickt. Den in Deutschland einzulösen hätte mich mehr gekostet als der eigentliche Wert. Und erst die Paketgebühren und Zollerklärungen. Aber daran hat sich ja bis heute nichts geändert.

Mit Franz Kafka an der Tanke

Im Wedding an der Tankstelle steht ein iCash 15. Das ist wahrscheinlich nichts Besonderes und ich bin der Letzte, der das mit bekommt. Trotzdem bin ich nachhaltig beeindruckt. Das iCash 15 ist mehr als nur eine Maschine zum Geld zählen, es ist ein kleiner verbotener Blick auf die Zukunft, in der es nur noch Maschinen gibt und die Menschen sich aus Angst in Berghöhlen verschanzt haben, aus Angst, von den Maschinen gefressen zu werden. Aber ich will gar nicht schwarz malen und empfange jede Innovation mit offenen Armen, noch dazu, wenn ihrem Namen ein kleines “i” voran gestellt wurde, was letztlich für innovativ oder intelligent stehen könnte.

Nun, was macht das iCash 15? Es empfängt Bargeld, zählt es und gibt das Rückgeld wieder aus. Nichts spannendes also und ich hoffe, hier liest noch jemand mit, denn jetzt wird es auch gleich interessant: Es ist die Art und Weise und stoische Ruhe, mit der iCash 15 das Geld entgegen nimmt. Da ist nämlich ein kleines Förderband, wie bei Aldi an der Kasse, nur viel kleiner, da wird das Geld drauf gelegt. Und dann passiert erst mal nichts.

Der Tankstellenwärter (der wahrscheinlich eher “Mobile Service Agent” heißt – die Deutsche Bahn ist überall) und ich, wir starren auf das kleine Gerät. Dann fängt es an zu surren und das Laufband setzt sich langsam in Bewegung. Mit lautem Gurgeln verschlingt es mein Geld. Dann wieder Stille. Der Stations-Vorsteher drängt mir ein Gespräch auf, seine Frau und die Kinder, das Wetter und dann – der Leser ahnt es – Philosophie. Kafka hatte er gelesen und wüsste ganz gerne meine Meinung dazu. Ob ich das denn genau so sehe mit den Einflüssen des scheinbar Trivialen.

Ich drehe mich um, hinter mir warten mindestens 15 Leute und ziehen die Augenbrauen hoch, warten auf meine Antwort. Einige haben sich Thermoskannen und Campingstühle mitgebracht, kennen schon das Procedre vom ewigen Geld zählen und dem philosophierenden Wärter. Vielleicht könnte ich den Bezahlvorgang beschleunigen, indem ich ihm antworte. Vielleicht ist dies ein Test. Wahrscheinlich auch keine Tankstelle, sondern sonstwas, in Berlin weiß man ja nie. Dabei bin ich doch nüchtern – oder?

Ich antworte ihm, dass ich es höchst interessant finde, dass Kafka fast nichts veröffentlichen wollte, fast so, als wäre er nicht überzeugt gewesen von seinen Werken. Stille. Verhaltenes Murmeln hinter mir, der Wächter nickt verständnisvoll. Und mitten in die Stille hinein ist iCash 15 zurück und meldet Vollzug. Ein zweites Förderband transportiert mein Wechselgeld heraus, ich schnappe es mir, “Danke, Tschüss!”, und bin raus. Die Schlange rückt vor, ich renne. Am Hintereingang lädt die fahrende Bücherei gerade Paletten mit Büchern ab. Das kann nicht gut sein.

Wahrscheinlich wurde iCash 15 angeschafft, um auch Menschen ohne Mathematikstudium das Arbeiten in einer Tankstelle zu ermöglichen. Immerhin braucht nun kein Geld mehr gezählt zu werden. Vielleicht auch, weil sich nun Roibereien nicht mehr lohnen, das Gerät ist sicher fest mit der Tankstelle verschraubt und lässt sich nicht mitnehmen. Das ist alles löblich und gut. Doch der wahre Grund wird uns ewig verborgen bleiben.

woran merkt man, dass finanzkrise ist? #4

schon vor zwei wochen sei es passiert, an einem samstag. da ging plötzlich ein kontoauszugsdrucker in einer bank kaputt. kurzschluss, wasserschaden. und warum? hat einer reingepisst. echt jetzt mal. der tagesspiegel vermutet zwar einen mann hinter der dreisten tat, aber so genau können die sich ja gar nicht sicher sein, oder?

warum tun menschen derartiges? war er unzufrieden mit seinem kontostand? musste er/sie seine/ihre kontoauszüge dem amt vorlegen, wollte aber nicht, weil da merkwürdige bewegungen nach steueroasien stattfinden? war er/sie unzufrieden mit seiner/ihrer finanziellen lage im speziellen oder der gesamtwirtschaftlichen im allgemeinen? war vielleicht gerade kein klo zur hand? sollten wir nicht besser froh sein, denn wäre der schaden an einem geldautomaten nicht ungleich viel höher?

es bleibt kopfschütteln…