von den hurensöhnen geweckt

direkt unter meinem fenster befindet sich der sportplatz einer grundschule, der auch gerne in den pausen, freistunden und auch sonst genutzt wird. den ganzen tag, auch im winter habe ich also kinderlärm. nicht schlimm, ich bins mittlerweile gewohnt.

jeden morgen jedoch werde ich hart aus meinen süßen träumen in die realität des berliner umgangstons gestoßen. tagtäglich lerne ich neue wörter. denn schon die grundschüler verstehen es mittels feiner semantischer konstruktionen auf sich aufmerksam zu machen und so die ballspiele zu koordinieren. wobei “ey, du hurensohn” eher als platzhalter für diverse formulierungen dient. man sagt es offensichtlich so und meint was ganz anders.

wir früher™ haben immer “deine mutter…” gesagt und das kommt wohl dem hurensohn am nächsten. und eigentlich wollte ich das ganze mit einem video noch krönen. doch da stieß ich auf folgendes. und bin immer noch ganz entzückt:

[youtube P7eR8CWEDkU]

also nehmt euch lieber vor den mitbürgern mit krückstock in acht!

schönes wochenende wünsch ich, ihr hurensöhne (und -töchter)!

woche der selbstähnlichkeit – tag 3

heute mit selbstähnlichem meißen-content. das muss der knüller werden. und wenn nicht: gibt ja noch vier tage. ich wünsche einen sonnigen donnerstag.

woche der selbstähnlichkeit #7

# der blick von oben entschädigt den beschwerlichen aufsstieg

# der rundweg um die burg beschreibt eine bogenkurve, obwohl die burg eckig ist.

woche der selbstähnlichkeit #8

# die preise fallen ins bodenlose

# ein goldrahmen rettet auch nicht ein abgewatschtes bild.

# ich wünsche mir eckschutz bei flickrbildern.

woche der selbstähnlichkeit #9

# ein blöder blick macht die aufnahme auch nicht besser.

# trash im schaufenster verkauft sich besser, wenn man einen fetten klunker mit reinstellt.

# schaufensterpuppen brauchen nicht unbedingt einen kopf.

EPILOG: die woche der selbstähnlichkeit ist eine offene veranstaltung, jeder kann mitmachen und seine gedanken zum thema veröffentlichen, in jeglicher form. habt spaß.

heimatreise

bin gerade ein paar tage zuhause gewesen. klingt absurd. also anders: bin gerade für ein paar tage in der heimat gewesen. klingt schon besser. heimat ist wohl meist dort, wo man aufgewachsen ist. seinen ersten rülpser getan, sein erstes bier getrunken und das erste mal händchen gehalten hat. ob man später irgendwann zurück in die heimat will, hängt stark von einem selbst ab und ist keine hinreichende bedingung für heimatgefühl.
mir jedenfalls reichen ein paar tage im jahr. aber dafür kommen dann die erinnerung umso konzentrierter und plötzlicher wieder und scheinen einen zu erschlagen. man färt mit dem auto über die dörfer ( bin ja eher so der provinz-heini ) und entdeckt die stellen, mit denen man erinnerungen verbindet. dabei werde ich immer ein bisschen melancholisch, nachdenklich und schweige erstmal mürrisch vor mich hin.
anderseits ist es auch witzig, in den alten trott zu verfallen. zu sehen, wie verinnerlicht die früheren denkstrukturen eigentlich immer noch sind. da habe ich ernstlich überlegt, mir ein auto zuzulegen! so ein quatsch. oder im elterlichen haus abends heimlich am fenster zu rauchen. wie aufregend! den nachbarn zu grüßen und einen smalltalk nach streng festgelegten regeln zu halten ( in berlin gibts dafür was auf die fresse ).
überhaupt die menschen, die offenbar noch genauso leben wie vor ein paar jahren. die zurückgebliebenen. die es nicht geschafft haben. oder wollten sie es nur nicht? kann ja nicht jeder wegziehen. wird ja dann nur voll irgendwo und irgendwo anders leer. so ganz logisch gedacht.
warum ist das nur so? woran liegt das wohl und geht es den geneigten lesern da genauso?

freitagabend. zehnminutenstory.

es roch nach kaltem qualm. meine augen schmerzten und der kopf dröhnte. alles dreht sich. die sonne knallte unerbittlich durchs fenster und mich überkam ein kratziger hustenanfall. ich quälte mich aus dem bett ins bad, übergab mich dramatisch und rutschte auf den knien zum spiegel. dort überkam mich der kalte schauer. das gesicht zerkratzt und aufgedunsen vom alkohol. so stand ich in klamotten vor mir selbst: ein haufen elend. selbstmitleidig kramte ich in meinen hosentaschen und zauberte ein aufgeweichtes päckchen zigaretten hervor. und natürlich steckte ich mir eine an, hustete galle und lunge aus mir raus, spuckte ins waschbecken und fühlte mich von einem wohligen schauer erfasst. sie fiel mir wieder ein. diese frau mit dem lächeln. natürlich. von gestern abend. oder war es heute morgen gewesen? mein kopf begann zu rotieren, ich musste mich aufstützen. was war geschehen? scheiße. irgendwas musste wohl schief gelaufen sein im laufe des abends. ich begann, panisch meine taschen nach einer nummer abzusuchen. nichts. null. das kanns doch nicht gewesen sein. die badezimmeruhr zeigte kurz nach vier uhr nachmittags. persönliche bestzeit. nachdem ich mich erneut ausgiebig ausgekotzt hatte legte ich mich wieder ins bett und schlief ein. zwei stunden später erwachte ich mit noch schlimmeren kopfschmerzen. trank gefühlte zehn liter wasser, duschte und holte mir einen runter. jetzt rechner anschalten und nach ihr im netz fahnden. doch nichts. sie hatte mich noch nicht gesucht, noch nicht vermisst. inzwischen musste es gegen sechs gewesen sein, ich zog mir frische sachen an und begab mich auf die suche nach ihr, nach hinweisen, nachrichten. bestimmt lief ich zwei stunden die halbe stadt ab. in meinen lieblingsclubs und stammkneipen. doch keine spur von ihr. spurlos verschwunden. meine flüchtigen bekannten konnten sich nicht erinnern, dass ich mit einer frau unterwegs war. sie hielten es für ganz und gar ungewöhnlich, war es doch sonst nicht meine art. ich zweifelte an mir selbst. das erste bier tat unglaublich gut. die anderen waren eher normalität, doch langsam kam ich wieder zu klaren gedanken. zumindest hielt ich sie dafür. aus den lautsprechern dröhnte langweiliger pop. ich musste mich erinnern, wo ich überall war. das überforderte mich und ich besoff mich einmal mehr. plötzlich kam sie zur tür rein und lächelte ihr bezauberndes lächeln. ich glaubte zurück zu lächeln und fiel um. einfach so. vor die bar. und stand nicht wieder auf.