glück macht berliniger

berlin macht also glücklich. meldete der tagesspiegel. und hat natürlich recht. denn hier ist alles eine ecke angesagter. die einwohner sind hipper, sehen besser aus und tragen die angesagtesten klamotten. alle sind gebildeter und üben sich im politischen diskurs. die regierung hört ihren bürgern zu. gewalt und drogen gibts nur in brandenburg. die straßen sind sauberer und die busse fahren öfters. das bier schmeckt besser und die sonne scheint immer. die döner machen gesünder und berliner bloggen interessanter.

kein wunder also, wenn das VIEW-magazin diesen monat mit einem entsprechendem titel aufmacht. leiderleider gibts in solingen und wuppertal das bessere heroin… (via) – aber das kriegen wir auch noch hin…

wenn polizeier dichten…

…dann finden wir das großartig. und wenn sie dann noch in einer pressemitteilung ihre irren roibergeschichten preisen, dann könnten wir sie knutschen dafür! dieses kleinod an moderner großstadtlyrik beginnt so:

Ein defektes Abblendlicht führte Polizisten gestern Abend zu einem vergessenen Führerschein, einer Fahrt unter Drogeneinfluss, einem wahrscheinlich gestohlenen Nothammer und einem mutmaßlichen Rauschgifthändler.
[ Pressemeldung: Mit defektem Licht fährt man nicht ]

und wozu klaut man eigentlich nothammer?

lou reed: ecstasy [april 2000]

gerade im archiv gewühlt und eine uralte rezension gefunden! damals geschrieben für die jugendseite einer regionalen tageszeitung… übernehme ich hier unverändert. man beachte den holprigen stil. urx. und man merkt, dass ich zu viel rolling stone las zu der zeit…

Der zynische Melancholiker gibt sich erneut die Ehre. Wer bei dem Titel an chemische Designerdrogen denkt, irrt gewaltig. Reed feiert in beinahe jedem Lied sehr exzessiv seine eigenen Depressionen und präsentiert uns seine Weltanschauung in sehr tiefgründigen Texten und mal laut, mal leise gespielten Gitarren. Bis kurz vor Schluss jongliert er geschickt mit Begriffen wie Zeit, verflossener Liebe, Tod und Ausweglosigkeit. Jeder der 14 Tracks ist eine kleine, aber tiefgehende Short Story. Wir erahnen eine erlebte Reise durch die düsteren Abgründe seiner Seele, in der Reed allerhand verlorenen Gestalten wie Crackheads und Intellektuellen, Engeln und Huren, Gefangenen und Aufsehern, verlorenen Kindern und gefräßigen Eltern begegnet.
Diese Odyssee findet ihren Höhepunkt irgendwo in den 18 Minuten von “Like a Possum”. In diesem schwerfälligen und gitarrenlastigen Inferno, das sehr an alte “Velvet Underground”-Schrammelgitarren erinnert, befindet sich Reed im seelischen Vakuum: total betäubt. Dieser Song sollte keine Minute länger dauern, denn in genau dem Moment, in dem die Rasierklinge kurz vor dem Handgelenk hängt, ist das Stück vorbei und das vielleicht hoffnungsvollste und letzte Lied beginnt. Die Erlösung. Wir schauen in den “Big Sky” und nichts kann uns mehr anhaben.
Ein typisches Lou Reed-Album eben, das uns zeigt, dass Reed mehr ist als sein “Perfect Day” auf dem Trainspotting-Soundtrack. Er ist nicht nur ein begnadeter Musiker, sondern auch ein perfekter Songwriter. Seine ganze Karriere lang hat er sich seine musikalische Kraft und Energie erhalten und hat diese voll und ganz in dieses Album gesteckt.
Diese CD empfehle ich allen verzweifelten, einsamen Herzen, die genug von pseudo-depressiven “Bubble Gum”-Texten haben. Exctasy ist hart, melancholisch und bitter, aber auf keinen Fall mitleiderheuchelnd. Wer aber auf kurzlebige und tanzbare Musik steht, sollte lieber alle Finger davon lassen, und Hals über Kopf aus dem Plattenladen türmen: Das ist noch Rock™n™roll, Lärm, mit dem man zum Glück aus dieser kranken Welt immer noch ausbrechen kann.

amazon-link: lou reed: ecstasy

i’ve got the spirit, but lose the feeling

Its getting faster, moving faster now, its getting out of hand,
On the tenth floor, down the back stairs, its a no mans land,
Lights are flashing, cars are crashing, getting frequent now,
Ive got the spirit, lose the feeling, let it out somehow.

nicht besser als der strummer letztens, aber anders.* und ehrlich gesagt, so gut kannte ich joy division vorher garnicht. die liefen eben immer so nebenbei. das wird sich ändern bei mir. aber zum film: großartige schwarzweiß-aufnahmen, jede kameraeinstellung ein meisterwerk für sich, die musik passt zum film und andersrum. die schauspieler spielen gut, doch verlieren sie sich in der story, genau wie der protagonist. alle sind ein bisschen kopflos und schauen verwirrt. ist wohl gewollt, aber für den zuschauer irritierend. grönemeyer spielt auch mit, hab ihn garnicht erkannt. und es wird viel über musik geredet. der verfall von curtis rückt zunehmend in den mittelpunkt und der zuschauer leidet mit. diesmal sinds keine drogen, die den verkannten künstler zerstören (oder er sich selbst), sondern seine krankheit. mit frauen hält er sich auch zurück, habe nur zwei gezählt. so richtig rock’n’roll also nicht, er war mehr so der künstler. das macht ihn nur noch spannender. und die musik sowieso. dieser film war längst überfällig!


* das schöne am bloggen ist ja, dass man überhaupt nicht erklären muss, über was man eigentlich schreibt. und strukturiert schreiben können andere!

jetzt mal alle herhören

Its one and the same, one and the same
No, its not the same
Its not supposed to be the same
You know about that way
The way they make you pay
And the way they make you toe the line
I’ve severed my ties
Oh, you’re so clever, you’re so clever
But you’re not very nice
So fuck forever
If you don’t mind
Oh I’m stuck forever
In your mind, your mind, your mind

hab ich schon mal erzählt, dass ich auf ihn total abfahre? ihn abgöttisch liebe und alles was er macht vergöttere? dass ich zum teenie werde, wenn ich ihn nur auf bildern sehe? dass ich versuche zu reden wie er und heimlich unter pseudonym in foren poste um ihn zu verteidigen? dass ich die hassliebe zu kate mit ihm teile und auch oft an drogen denke? dass ich mir einen hut kaufen will im sommer und mich so anziehen werde? dass ich seine texte übersetze und auswendig lerne und er der einzige mann ist, mit dem ich mir mehr vorstellen könnte, ihr wisst schon was….

und wofür das alles? dann hält er mir noch nicht mal einen platz frei bei seinem konzert heute abend. ausverkauft. die dumme sau!