geschichten aus einer viel zu großen stadt pt.1

dose es muss vor ein paar monaten gewesen sein, wir saßen im örtlichen döner und tranken das letzte absturz-bier des abends. da sprach uns sylwester an, er hatte schon viel zu viel getrunken und so erfuhren wir in einem halbstündigen vortrag seine lebensgeschichte. argumentativ nicht mehr ganz auf der höhe, blieb uns nichts anderes übrig, als pflichtbewußt zu nicken. leider verstanden wir nur bruchstücke seiner ausführungen, er war wohl mal lastwagenfahrer und ist durch ganz europa getourt. natürlich zählte er die länder auf, die er schon gesehen hatte, und natürlich zeigte er seine ausweise, seinen führerschein und noch eine handvoll andere dokumente. irgendwann verabschiedeten wir uns, obwohl er sicher noch die ganze nacht weiter erzählt hätte. da zückte er aus seiner jackentasche eine dose ölsardinen und eine packung sesamcracker. ablehnen ging nicht und so fand ich heute die dose in der küche und musste die geschichte einfach mal aufschreiben. wer mir sagen kann, welcher herkunft der name sylwester ist, gewinnt die dose. oder zumindest das bild davon.

nachgefragt

See, see how she dances
With that cigarette
In her hand
And she, she romances
Everybody
Like she can

[kasabian]

liebe frauen,
dieser brief ist längst überfällig. viel zu dringend sind die fragen, die mir auf den nägeln brennen, als dass er ungeschrieben bleibt. ich erwarte keine antworten, will nur, dass ihr wisst, was ich meine.
was soll das, warum tanzt ihr so exzessiv und einladend, lächelt uns an, tanzt uns an, wir tanzen zurück und dann – ganz plötzlich, einer eingebung folgend – springt ihr eurem freund um den hals, der die ganze zeit mürrisch an seiner bierflasche nuckelnd und irgendwie unförmig daneben stand. das, meine verehrten vertreterinnen des anderen geschlechts ist der grund, warum am ende nur noch männer selig lächelnd und in trauter gemeinschaft zu schlechter rausschmeißer-musik tanzen. das liegt eben nicht nur am alkoholgenuss, sondern bedingt einander.
das ganze ist doch nur eines von euren zahlreichen psycho-spielchen. zugegeben, nicht ganz so subversiv wie die frage ob ihr eigentlich zu dick seid (“aber nein, schatz! wie kommst du denn nur darauf? lass uns mal in den zoo gehen, habe gehört, die elefanten haben nachwuchs bekommen!”). diese spielchen beginnen schon vor der beziehung, entfalten dann ihre ganze pracht nach drei wochen und dauern selbst nach erfolgreicher beendigung noch jahre an. muss das sein, gehts nicht auch mal ohne? vielleicht seid ihr ja so genetisch programmiert und ihr könnt nicht anders, keine ahnung. aber zumindest wäre es schon ein anfang, wenn ihr diese spielchen wenigstens ab und zu unterdrücken könntet. denn nichts ist schlimmer als ein unüberlegtes OK! auf die ansage: “ach du, ich weiß, wir haben diesen abend mit deinen freunden schon vor wochen ausgemacht, aber geh du nur alleine, ich fühle mich heut’ nicht so, werde vielleicht ein buch lesen und dann schlafen gehen…”
und ohne mich der vermutung auszusetzen, über nacht plötzlich schwul geworden zu sein, behaupte ich jetzt einfach mal: männer sind die besseren frauen. zumindest beim allwöchentlichen tanztee. wenn da nicht dieses lächeln auf euren lippen wäre….