merkwürdige phänomene des alltags

schon seit längerem ist auf meinem alten T20 (der robusteste laptop aller zeiten, leider etwas schwach auf der brust was speicher und perfomance betrifft) ein linux installiert: xubuntu, speziell für alte rechner vorkonfiguriert. und das ding läuft auch rund, startet schneller als XP und reicht völlig für dokumente, internet und mail.

leider aber gibt es das merkwürdige phänomen, dass der firefox nach etwa einer halben stunde ätzend langsam wird, ein produktives arbeiten ist kaum noch möglich. funktionierende lösungen habe ich bisher keine gefunden, vielleicht hat ja jemand noch einen tipp?

aus diesem grund bin ich auf opera umgestiegen. auch nicht schlecht, und vor allem mit mail-integration. die arbeitsweise ist aber eine andere und man muss sich erstmal dran gewöhnen. meinen firefox und die lieblings-add-ons vermisse ich doch schon arg.

short updates

  • die stoppseite wurde nun durch eine aktuelle version ausgetauscht und müsste nun überall korrekt angezeigt werden (und auch nur einmal pro session). könnt ihr das bite mal verifizieren? danke. technische und weitere infos zur aktion gibt es auf dieser seite.
  • zwar wurde die petition gegen die indizierung und sperrung des internets schon ausreichend gezeichnet, doch es kann ja nicht schaden, ein paar mehr unterschriften als nötig zu haben, um dem anliegen genügend ausdruck zu verleihen…
  • gerüchte, nach denen der autor an der ätzenden schweinegrippe erkrankt ist, erwiesen sich als unhaltbar. es war eine stinknormale erkältung, die fast schon wieder abgeklungen ist. von nun an, wird er nie mehr bei kaltem wetter ohne jacke aus dem haus gehen, versprochen.
  • seit ein paar tagen versuche ich mich bei XING, das ist aber mehr als frustrierend. denn da muss man bezahlen, um richtig dabei zu sein. nicht einmal freunde kann man klicken mit einem basic-account. fühle mich jetzt entsprechend minderwertig und ausgegrenzt und diskriminiert.

Notizen vom Stammtisch #2

Gewalt löst keine Probleme. Doch ohne Protest verspüren die Regierenden auch keinen Handlungsbedarf. Es ist das alte Dilemma und es scheint nahezu unlösbar. Und auch wenn es der Protestforscher in kluge Worte fasst, das Problem bleibt:

An Wut mangelt es nicht. Zu Hause, am Stammtisch, in der Mittagspause auf der Arbeit – da schimpfen die Menschen. Der moralische Kredit der Wirtschaftseliten ist verspielt, niemand glaubt diesen Leuten mehr irgendetwas. […] Protestbewegungen sind Teil einer demokratischen Kultur, durch die sich ausgegrenzte Interessen immer wieder Gehör verschaffen. Aktuell droht aber eher eine Erosionskrise. Dazu gehören vielfältige Ausgrenzungserfahrungen: auf dem Arbeitsmarkt, in abgehängten Regionen, in einer verfallenden öffentlichen Infrastruktur. Hierzulande wenden die Menschen solche Erfahrungen aber eher gegen sich selbst – etwa in Depressionen, Sucht oder Suizid. Wir erleben einen Zerfall des gesellschaftlichen Zusammenhalts – keine Explosion, sondern eine Implosion. (taz)

Kein Ausweg, nirgends. Und nun ist auch die Party in Kreuzberg vorbei und die BSR räumt die Scherben auf. Was wir brauchen, ist aber eine Strukturänderung. Denn es kann nicht sein, dass die alten Männer, die nachweislich für die Krise verantwortlich sind, damit so einfach durchkommen. Und doch wird allgemein so getan, als wär nichts gewesen und so weitergemacht wie bisher.

Das eigentlich erschreckende ist doch, dass wir diese Krise überhaupt nicht spüren. Es gibt sie und alle reden darüber, doch sie ist nicht greifbar. Das Leben geht weiter wie zuvor. Die Bahnen fahren, Geld abheben ist möglich und die Preise sind auch noch nicht gestiegen. Sicher, Kurzarbeit in den Unternehmen, Auftragseinbrüche, steigende Arbeitslosigkeit, Minijobs werden knapp – alles Zeichen für den drohenden Untergang? Oder Zeichen dafür, wie Unternehmen auf entsprechende Pressemeldungen reagieren, so genannte Self-Fulfilling-Prophecy-Effekte? Alles heißer Dampf? Wenn aber doch nicht: Wer trägt die Verantwortung und wer zahlt dafür?

“Wir zahlen nicht für Eure Krise!” hieß es vor ein paar Wochen auf den Demos in Berlin und Frankfurt. Doch ich befürchte, dass wir zahlen müssen. Alle, ohne Ausnahmen und alle zukünftigen Generationen bis in alle Ewigkeiten, Amen. Denn die Rettungspakete und die abgewrackten Autos wollen finanziert werden. Teuer, mit Schulden. Da gibt es keine Alternative. Können wir uns überhaupt noch leisten, eine Wahl zu haben? Oder ist dies der Anfang vom Ende des Kapitalismus, wie einige behaupten? Wie kam es eigentlich dazu, dass alle von Krise sprechen?

Lange vor dem Internet bereits haben sich in der Finanzbranche virtuelle Märkte etabliert, die mit ihren Vorgängern nicht mehr viel gemeinsam haben. Es wird gehandelt mit Werten, die real gar nicht existieren. Mit Optionen auf Tatsachen, deren Eintreten von dem Handel mit diesen Optionen beeinflußt wird. Wann fing das alles an? Ich habe keine Ahnung und bin beileibe kein Finanzmarktexperte. Doch spätestens nach der Asienkrise, nach dem Platzen der Internet-Blase vor ein paar Jahren hätte man es wissen müssen. Damals schon hätte man nach ebenjenen Regulationsinstrumenten schreien müssen, die Heute diskutiert aber doch verpuffen werden. Weil alles nur so halbherzig angegangen wird, dass man sich nur wundern kann, dass überhaupt noch irgend etwas funktioniert.

Müssen wir Angst haben? Ich weiß es nicht. Niemand weiß das. Vorsichtshalber lenken wir uns lieber ab mit der Schweinegrippe und schieben Panik, wenn der Nachbar mal wieder Schaum vorm Mund hat. Natürlich wird unser Leben weiter gehen. Nur wahrscheinlich auf einem niedrigeren Niveau. Und das wurde sowieso mal Zeit. Die Wikipedia meint dazu lapidar:

Die Grenze des beschränkten Wachstums kann abrupt oder durch Sättigung asymptotisch erreicht werden. (wikipedia)

Ziemlich schnell müssen wir uns also entscheiden, wie wir in Zukunft leben wollen. Ob dann noch der unterfinanzierte Plasma-TV im Wohnzimmer stehen wird, bleibt fraglich.

Die BSR jedenfalls wird morgen die letzten Spuren des Protestes von den Straßen kehren, somit sichern die Systemkritiker wenigstens Arbeitsplätze in einem System, das sie eigentlich bekämpfen. Und man kann diesen (scheinbaren) Widerspruch gar nicht oft genug wiederholen. Oder, auf einer anderen Ebene: Wen sollen Punks anschnorren, wenn alle das punkige Lebensgefühl angenommen haben?

Es bleibt verzwickt, aber denken hilft. Auch in einer schweinekrisigen und finanzverseuchten Welt, machen wir das Beste draus.