bedenkliche nachrichten aus dem netz

flickr ist down seit gestern. erst haben sie mit einer großen party am mittwochabend in berlin die  einführung der mehrsprachigkeit gefeiert und wenige stunden später wurde bekannt gegeben, dass bedenkliche bilder von einigen nutzern nicht betrachtet werden können. und zwar abhängig von der herkunft der user. betroffen sind singapur, deutschland, hong kong und korea. zwar meinen einige vorwiegend amerikanische user, dass es an den gesetzen in den jeweiligen ländern liegt. doch zumindest in deutschland ist das eher nicht der fall. steht in einem SPON-artikel (wird nicht verlinkt) wohl eher kann man von einem vorpreschen aus angst sprechen. der flickr-besitzer yahoo! hat wohl angst oder mag kein geld ausgeben für aufwendige moderation der bilder. der protest artikulierte sich erst mit einer sehr schlichten thinkflickrthink-illustration. große teile der community laden aber inzwischen selbstgestaltete protestbilder hoch. die sind sehenswert bis großartig. die bilder werden untereinander verlinkt und so maximal verbreitet. erinnert stellenweise sehr an myspace, ist aber hilfreich, um die anti-flickr-stimmung zu verbreiten. dabei mache ich natürlich gerne mit. ist zwar hirnloses spammen und langsam tut mir auch der arm vom vielen klicken weh, aber wenn es der bewegung dient… in den gruppendiskussionen taucht auch die frage nach dem weiteren vorgehen auf. von temporärem löschen, umzug in andere communities oder zuspammen von yahoo-mitarbeiten ist da die rede. doch das wird wohl versanden. weil nun mal jeder einen anderen anspruch an diesen dienst hat. da trifft das scheinbar hirnlose spammen schon viel eher den nerv. denn womit kann man einem system am meisten schaden, wenn nicht mit seinen eigenen instrumenten? die software ist genial und so erscheinen anti-zensur bilder auch auf den startseiten oder landen in den suchanfragen weit oben. es gilt also weitermachen. denn das traurige ist auch, dass sich flickr nur sehr schwammig geäußert hat. traurig ist das alles. doch auch sehr fruchtbar, denn viele protest-bilder sind wirklich großartig. mehr dazu in den nächsten tagen.

linkauswahl:

flickr-gruppe 'Keine Zensur!!'

flickr-gruppe 'Against Censorship at flickr'  

bisschen zusammenfassung auf spreeblick -> spreeblick-kritik

meinug von einem löscher

zooomr – eine alternative  

[update:] offenbar hat sich flickr erneut geäußert. wieder nur als forumsbeitrag und sehr, sehr schwammig. sie heult rum, dass die worte flickr und zensur zusammen verwendet werden und weist noch einmal darauf hin, dass die gesetze in deutschland das so verlangen. unsinn, meines erachtens. mehr darüber hier und hier

abschlusskundgebung

da war doch was. soviel gelesen und gesehen. eine richtige meinung hab ich nicht. offensichtlich zuviel gelesen und zuviel gesehen. enttäuscht bin ich von diesem staat. von den medien. soviele geschichten, meinungen und fehlinterpretationen. ein paar interessante sachen hier mal als vollzitate, auswahl ist rein subjektiv und spiegelt nicht unbedingt meine meinung wieder.

Ein Bild, das Angst macht. Schwarz gekleidet, vermummt und gewaltbereit ziehen 5000 Linksradikale im „schwarzen Block“ durch Rostock. Als die ersten von ihnen Steine werfen, beginnt die Straßenschlacht. Nicht jeder, der hier mitläuft, wirft Steine und Flaschen. Aber alle schützen gemeinsam diejenigen, die es tun.

BILDunterschrift, 04.06.2007 23:00  

Wir haben Nato-Draht und Schutzzäune in Kunst und Hängematten verwandelt, wir haben auf der Straße gepennt und hunderte von feuern in der nacht gemacht. hubschrauber haben genervt und unendlich lange aber dafür umso geilere konsensdebatten weitergebracht. bilanz: relativ wenig inhalt, dafür effektiver anreiz zum praktischen leben einer tollen zivilgesellschaft und mehr beteiligung am politischen schaffen.

(yoshi, pirat)

Weiterer Verlierer: Das Fernsehen, vor allem das Privatfernsehen. Die ARD bliebt die ganze Zeit relativ kritisch distanziert, das ZDF balancierte zwischen Boulevard Berichterstattung über die "Chaoten" und regierungstreuer Erfolgsmeldung, während RTL völlig das Gesicht verlor und selbst die Abschlusserklärung, dass man einen Halbierung des CO2 Ausstoß bis 2050 in Erwägung zieht, wurde als toller Erfolg dargestellt. Dazu minutenlange Berichte über "Chaoten", selbst am Freitag, als es nur noch vereinzelt Auseinandersetzungen mittels Wasserwerfer gegeben hat. Das, was RTL da ablieferte erinnerte mich sehr stark an FOX News. Boulevardbilder, Jubelmeldungen und Kritiker wurden erst gar nicht zu Wort gelassen. Der Sender, dessen Bilder auch bei n-tv, RTL2 und Vox laufen, ist so weit nach Rechts gerutscht, dass ich mir ernsthaft Sorgen mache. Von einer fairen Berichterstattung war RTL soweit entfernt, wie ein nordkoreanischer Staatssender.

(der don, blogger)

Die Polizei hat an fast allen Stellen überreagiert. Sie war überfordert und musste sich eingestehen, dass sie, trotz einer gigantischen Materialschlacht, nicht in der Lage war, den friedlichen Protest zu kriminalisieren! […] Allerdings musste die Polizei eine Daseinsberechtigung haben. Und so ließ sie es sich nicht nehmen, Proteste des zivilen Ungehorsams gandenlos nieder zu knüppeln. […] Die Politiker werden sich fragen müssen, warum die Polizei in gesamt Europa immer heftiger gegen Demonstranten vorgehen muss!? In Frankreich, England, Spanien und Deutschland werden die sozialen Proteste mit Wasserwerfern, Gummiknüppeln und Panzerwagen nieder gemacht. Es ist ein Armutszeugnis für jede Demokratie, wenn sich Politiker hinter Stacheldraht verschanzen und die Bürger mit Gewalt von Protesten abhalten wollen.

(Tim Sommer, SPD-Wilhelmshaven)

Natürlich besteht von staatlicher Seite ein Interesse daran, zu einer Eskalation beizutragen. Sonst wäre schon im Vorfeld ganz anders agiert worden. Wegen des Abbrennens mehrerer Autos und dem Verüben von Farbanschlägen auf Häuser in verschiedenen Städten nahezu die gesamte Infrastruktur des radikalen Anti-G8–Spektrums zu durchsuchen, zeigt dies deutlich. Selbst ein Polizeipsychologe hat die Panikmache im Vorfeld des Gipfels massiv kritisiert. Dennoch hat sich insbesondere nach den Razzien auch eine gewisse Eigendynamik entwickelt. Mit einer solch großen Empörung, die bis weit in das bürgerliche Lager hineinreicht, hatten die Sicherheitsbehörden anscheinend nicht gerechnet.

(Interview mit Ulla Jelpke, der innenpolitischen Sprecherin der Links-Fraktion im Bundestag)

pixelroiber tickt aus

weil das internet sich gerade eintickert: ich jetzt auch.

[06:00] nachdem die ganze nacht hindurch wichtige und empfindliche infrastrukturen meines auges blockiert waren, kann der zuständige einsatzleiter erstmals von einem erfolg sprechen: "wir haben die blockade gelöst, es gab immer wieder einzelne anfälle von akuter schläfrigkeit, aber durch den gezielten einsatz modernster technik, speziell dem sogenannten WECKER können wir nun einen störungsfreien tag erwarten."

[06:11] kaffee für die seele, mails und rss im halbschlaf checken und auf keinen fall bloggen. da kommt nur mist bei raus. es werden einzelne rufe nach frühstück laut, was ich erfolgreich unterdücken kann. die forderungen der kritiker sind auch wirklich überzogen.

[06:58] einsatzbereit und in voller kampfmontur für den tag, betrete ich den hinterhof. alles ruhig. ein vogel sitzt auf dem sperrzaun. durch einen gezielten bösen blick kann ich ihn verjagen. laut twitternd zieht er ab.

[07:10] sitze auf meinem fahrrad, der wedding schläft noch und ich rolle gemütlich am wasser lang. die marine in der panke lässt sich nicht blicken. murmelnd lobe ich ihre einsatzstrategie. ein fußgänger schaut verwirrt.

[07:30] erfolgreich kind abgeschoben. keine proteste. mit den anderen eltern kanstatierten rückzug geplant und erfolgreich durchgeführt. es flogen vereinzelt bunte holzklötze, doch die gewalttäter konnten schnell identifiziert und mit kakao ruhiggestellt werden. entgegen einer dpa-meldung hat ein kind nicht gesagt, dass es den obstkorb in den frühstücksraum tragen will.

[07:37] der örtliche polizeiabschnitt speit immer wieder neue einsatzkräfte aus. dienstbeginn. von den angekündigten hundertschaften sehe ich nichts. muss eine gezielte falschmeldung sein. ich warte an einer roten ampel.

[08:01] zweite kanne kaffee des tages. überlege mir ein neues blogposting. komme auf die idee, die unsitte mit den live-tickern zu verwursten. fange an mit schreiben […]

anmerkung: hier enden abrupt die aufzeichnungen. der autor ist wohl in eine der gefürchteten zeitschleifen geraten, weil er mal wieder so furchtbar selbstreferenziell war. selber schuld. außerdem muss er gleich arbeiten und begibt sich umgehend in die arme des kalten, nakten und grausamen  kapitalismus.