26 Jahre später

Das stärkste Argument, mit dem Kohl und Genscher Ängste abbauen können, ist ihre Bereitschaft zu einer weitgehenden Integration Europas; nach ihrer Vorstellung geht die deutsche Einigung der europäischen voraus. Je mehr Souveränitätsrechte alle Mitgliedstaaten, also auch die Deutschen, an EG-Europa abträten, je schneller es zu europäischer Währungsunion und politischer Union komme, je rascher das Europaparlament wirkliche Befugnisse erhalte, desto weniger sei Deutschlands Übermacht zu fürchten.
[…]
Zumindest in diesem Ziel sind sich der Bonner Kanzler und sein SPD-Herausforderer einig: Die Rückkehr zum “Nationalstaat von gestern” (Kohl) soll es nicht geben; das neue Deutschland soll “ein Provisorium” (Oskar Lafontaine), “eine Etappe” (Kohl) auf dem Weg zur Einheit Europas sein. Würden sich die Deutschen nur noch mit sich selbst beschäftigen, so Kohl, wäre “das Verrat an unserer Politik”.

aus: Alle Fäden in der Hand, in: DER SPIEGEL 40/1990 – (text|pdf)

Johann Wolfgang von Goethe: Faust: Eine Tragödie – Kapitel 5: Vor dem Tor

Andrer Bürger:

Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.

Dritter Bürger:

Herr Nachbar, ja! so laß ich’s auch geschehn:
Sie mögen sich die Köpfe spalten,
Mag alles durcheinander gehn;
Doch nur zu Hause bleib’s beim alten.