Tatort: Hilflos (2010) – Kappl & Deininger

weil der johannes mal dem tobi seine brotbüchse vollgeschissen hat, dreht der nun durch. oder, mit mehr wörtern:

In der Ambivalenz des vermeintlichen Täters liegt die Irritation, die psychologische Feinheit des Films. Denn der Verdächtige mit der kalten Aura wurde jahrelang von seinen Mitschülern gemobbt und misshandelt, er gibt sich als böser Wolf, entpuppt sich als Opferlamm um dann zum Rächer zu werden, besessen vom Gefühl der Macht. (stern.de: “Jugend ohne Gott”)

und bild sagt:

“Hilflos” verwandelte sich dadurch von einem klassischen “Tatort” in einen spannenden Psychothriller unter Gesamtschülern! (bild.de: “So spannend wie ein Psychothriller!”)

naja. geht so. gab schon besseres. der tobi war vielleicht gut gespielt, aber irgendwie unpassend. die mutter vom johannes und das ganz in weiße upper-class haus war viel gruseliger und mitschuld an allem, möchte man meinen. und warum wurden die eltern vom tobi und vom david nicht thematisiert. sind sie etwa schuldlos an allem? mobbende und gemobbte schüler wachsen ja nicht isoliert auf. die ganze story passte irgendwie hinten und vorne nicht und unsere beiden saar-kasper waren komplett überfordert mit der situation. setzen, fünf, das könnt ihr besser.

einziger höhepunkt: kappls ansage an den ehemaligen sportlehrer, ganz groß!

Link +++ Erstausstrahlung!

[xrr rating=4/7]

Tatort: Der Polizistinnenmörder (2010) – Blum & Perlmann

was für eine aufregung! der pöse waffenhändler wollte doch nur seine ruhe. dabei ging alles schief, was nur schief gehen kann: eine polizistin wurde erschossen bei seiner flucht, die überführung aus der schweiz wird zum drama und am ende sind frau blum und der schweizer mit ihrem gefangenen alleine im zugeschneiten nirvana. irgendwo im präsidium muss der maulwurf sitzen, der alles an die schurken verrät – nur wer ist es?

ein hochspannendes kammerspiel ist es geworden. mit einigen schwächen, klar. aber spannend. und für sonntag abend genau das richtige.

LINK +++ Erstausstrahlung!

[xrr rating=5/7]

Polizeiruf 110: Klick gemacht (2009) – Papen & Steiger

Der einzige und letzte Polizeiruf mit Kriminalhauptkommissar Friedrich Papen, gespielt vom inzwischen verstorbenen Jörg Hube. Ein gut gemachtes Lehrstück über Verantwortung und Gehorsamkeit. Mit leider aktueller Brisanz: In Afghanistan sterben bei einem Anschlag drei Soldaten, der Untersuchungsbericht kann keine Ungereimtheiten erkennen. Nur ein paar Unverbesserliche, die dabei waren wollen die Wahrheit herausfinden und entführen den damals Verantwortlichen und stellen ihn auf eine Tretmine im bayerischen Wald. Nimmt er seinen Fuß runter, wird die hochgehen. Derweil ermittelt Papen zusammen mit Frau Steiger von der Bundeswehr unter Hochdruck, denn lange hält ein Mensch das nicht aus auf so einer Tretmine. Nicht mal ein Elitesoldat. Die Frauen der Opfer werden befragt und es tun sich Abgründe auf. Die Soldatin wird gezwungen, ihr Bild von der Truppe zu überdenken. Schnell geht es nicht mehr nur um die Tretmine, sondern vor allem um die Ereignisse des Anschlags. Und am Ende war es dann doch ganz anders.

Zu einseitig, zu plakativ, könnte man den Machern vorwerfen. Denn es ist Krieg und da gehört Sterben nun mal dazu. Wird auch mehrmals im Film gesagt. Und Vertuschung von folgenschweren gehört wohl auch nicht zum Alltag in der Bundeswehr. Oder zumindest werden sie schnell aufgedeckt, wie auch die jüngsten, realen Ereignisse zeigen. Zieht man diese fiktive Ebene ab, bleibt trotzdem ein spannender und gut gemachter Film übrig.

Was ich aber noch wichtiger finde: Dass sowas zur besten Sendezeit thematisiert wird. Denn Redebedarf besteht auf jeden Fall. Das zeigt auch, dass die Regierung offiziell von Krieg spricht, und nicht so heuchlerisch von Friedenseinsatz, wie das Rot-Grün tat. Aber es müssen Taten folgen. Ob das nun ein sofortiger Abzug sein muss, weiß ich nicht. Vielleicht. Oder vielmehr: es gibt keine Alternative. Denn eine Besatzung bleibt eine Besatzung, egal aus welch’ hehren Zielen sie erfolgt. Und Besatzte werden sich immer gegen die Besetzer wehren. Zumal hier verschiedene Kulturkreise aufeinander treffen, das verschärft die Situation noch.

Einziger Wermutstropfen (der auch in der aktuellen Diskussion fehlt): Die Auswirkung von Krieg und Besatzung in Afghanistan. Zugegeben, das hätte den Rahmen gesprengt, hier ging es um die Heimatfront, um Frage, wie ein Land und die Familien mit toten Soldaten umgehen. Denn egal wie weit weg der Krieg stattfindet, es ist Krieg und da sterben Menschen auf beiden Seiten.

Link +++ Erstausstrahlung!

[xrr rating=6/7]

Tatort: Traumhaus (1999) – Stoever & Brockmöller

über die beiden hatte ich mich ja schon mal aufgeregt. jeder weitere tatort kann das nur bestätigen. diesmal geht es um einen toten reporter im wald, um einen schlitzohrigen bauunternehmer, einen gewieften bürgermeister und um den vom pech verfolgten familienvater (in dieser rolle glänzt ulrich mühe – respekt).

zehn jahre hat dieser tatort erst auf dem buckel und doch wirkt er merkwürdig antiquiert, wie aus einer anderen zeit. zwar gibt es schon computer und handys und autos und telefone. dennoch, so richtig atmosphäre will nicht aufkommen. ich bin mir aber nicht so sicher, woran das eigentlich liegt.

Link +++ Erstausstrahlung: 30.05.1999

[xrr rating=4/7]

Tatort: Engel der Nacht (2007) – Blum & Perlmann

frau blum entdeckt ihre mütterliche seite, als sie auf den sohn des ermordeten aufpasst. aber nicht nur, dass er jede nacht schlafwandelt. dazu büchst er auch noch jede nacht aus. frau blum wird vermöbelt vom pösen osteuropäern und perlmann flachst rum, diesmal hat er aber keine zeit für frauengeschichten. in konstanz und umgebung tauchen in letzter zeit exotische tiere auf, ganz großartig: ein gürteltier läuft durchs bild. und am ende wars dann ganz anders als gedacht.

netter tatort. aber bei den beiden steckt mehr drin. es fehlt beiden an substanz, an backround. alles wirkt so halbfertig und steril.

Link +++ Erstausstrahlung: 09.04.2007

[xrr rating=4/7]