markieren sie alle ampeln

september, früher nachmittag, die sonne hängt schon tief, der blaue himmel wolkenverhangen, wir düsen durch adlershof. viel industrie und weite flächen. hier hat berlin noch platz und dehnt sich aus. die grenze zu schönefeld kaum sichtbar, es geht nahtlos ineinander über. immer wieder große wohnblocks und verwunderung darüber, wo überall menschen wohnen. hier fährt man durch oder steht im stau, für andere ist es heimat und bezugspunkt.

#b2908

sicherlich waren gestern nicht alles nazis und schwurbler auf den beinen. man darf, muss und soll die coronamaßnahmen der bundesregierung kritisch hinterfragen. was im märz aufgrund fehlender fakten beschlossen wurde, muss im august nicht unbedingt richtig sein. lockerungen und ein warmer sommer haben den anschein erweckt, der virus sei doch gar nicht so schlimm und die maßnahmen überzogen. nun kommt der herbst und wir werden sehen. ich will und kann das nicht bewerten, dafür gibts experten und wissenschaftler, auf die wir endlich mal hören sollten. gewißheit gibt es nicht, vorhersagen sind auch nach monaten immer noch schwierig. ich verstehe die kritik, auch mich nervt maske und fehlende veranstaltungen. persönlich bin ich darüber hinaus nicht betroffen, habe keine einnnahmeeinbußen oder -ausfälle. andere sind stark betroffen, bis hin zu existenzieller not. gefühle wie wut, enttäuscheung, angst, kann ich nachvollziehen. hinzu kommen die unterschiedlichen signale der politik – hier stört der förderalismus, in dem jedes bundesland eigene entscheidungen trifft. rettung von großen unternehmen wie lufthansa stehen unzureichenden geldern für einzelunternehmern gegenüber. anderseits gab und gibt es schnell und unbürokratisch hilfen. auch hier natürlich gibt es schwere einzelschicksale, keine frage. und das alles nur, damit menschenleben gerettet werden. wir werden nie erfahren, was in D. passiert wäre, hätte es die maßnahmen nie gegeben. ein blick auf die todesraten in usa und brasilien jedoch lässt zumindest erahnen, dass es hierzulande anders gekommen wäre. so einfach ist das. ein spiel mit vielen unbekannten und unbekannten ausgang. nicht beherrschbar und unübersichtlich. man kann dagegen sein, klar. man kann dagegen demonstrieren, naklar. seinen unmut heraus schreien. ob man dazu die reichskriegsflagge braucht und den reichstag stürmen muss – zweifelhaft. ob man wegen hygieneschutzgesetzen und maske das system infrage stellen und gewaltsam stürzen sollte? nun, es wurde schon wegen weniger geputscht in der geschichte, aber naja. wenn wir uns die bilder der demo anschauen, dann sehen wir frustrierte menschen, aggressive menschen. sie schreien und brüllen und erinnern an pegida. wir sehen aber auch familien und hippies und ökos und regenbogenfahnen. ein breites bündnis, vereint im kampf gegen ein virus, an das sie nicht glauben? manche möchte man in den arm nehmen und trösten, andere schüttlen und mit den aggros, naja, lieber nichts machen. die relativ kleine teilnehmerzahl spricht derzeit noch für wenig akzeptanz in der bevölkerung, im umkehrschluss ist der großteil der bevölkerung also vernünftig. die frage ist, kippt das irgendwann? ist das, was wir gestern gesehen haben, die zukunft deutschlands? wollen wir das? wissenschaftsverweigerung und kaisertreue? oder ebbt das wieder ab, wenn eine kritische menge auf der intensivstation liegt? wo waren vernunft und rationalismus gestern?

Get on your dancing shoes

Get on your dancing shoes
There's one thing on your mind
Hoping they're looking for you
Sure you'll be rummaging through

Arctic Monkeys

noch mehr poller in der dietzgenstraße