geschichten aus einer viel zu großen stadt pt. 6

als ich vor mehr als einem jahrhundert zum ersten mal nach berlin kam, haben sie mich schon fasziniert. die untergrundbahnen, die in dieser stadt auch ein wenig über dem untergrund funktionieren. ohne zu nörgeln verrichten sie ihren dienst. man liebt sie nicht, wenn sie rechtzeitig kommen, man meckert nur, wenn sie nicht kommen. Continue reading →

ihr nennt es erziehung

Let the children have their way
Let the children play

[santana]

liebe berliner eltern,

muss das sein? ich sehe euch regelmäßig auf den spielplätzen dieser stadt. beaobachte euch. rede mit euch. und mache mir so meine gedanken. ich finds ja klasse, dass ihr euch für kinder entschieden habt, ist ja alles nicht mehr so einfach. zukunftsängste und drohender arbeitsplatzverlust machen eine vernünftige familienplanung beinahe unmöglich. der staat wurstelt so rum und bietet auch wenig perspektiven. um so höher ist also euer engagement zu bewerten, ein kind in diese welt gesetzt zu haben. löblich gar.
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wie ich einmal zur opferwurst wurde

wir erinnern uns:

"[..] eine einzelne Wurst, die im Topf zerkocht wird, um zu verhindern, dass später hinein gelegte Würste durch den Kontakt mit dem Wasser ihr Aroma verlieren."

ist schon länger her. damals hab ich noch für eine verbrecherbande gearbeitet, die ganz legal den leuten das geld aus den taschen zogen. von der beute haben sie mir nur einen bruchteil gegeben. aber das ist eine andere geschichte. geld abheben wollte ich. nur leider mochte mir der zuständige bank-o-mat meines vertrauens die angepeilte summe nicht auszahlen, sondern behielt einfach die karte. die sau. solche situationen entstehen meist, wenn man absolut kein geld in den taschen hat. unbedingt zigaretten braucht. und hunger hat. bin ja mehr so der unterwegsesser… ich also zur filiale und (wutschnaubend!) gefragt, was hier eigentlich los ist… die antwort ließ mich erschauern: tags zuvor hatte ich fast 2000 euro in rotterdam und bukarest abgehoben. gleichzeitig. wow. wildes leben, dachte ich noch. machen könnten sie nichts, restgeld abgehoben. zeit für einen beruhigungsschnaps blieb nicht, musste zur polizei und anzeige erstatten. die polizeidienststelle in der eberswalder lohnt übrigens einen ausflug. sozialistische schlichtheit, sozialämtige tristesse und reiner kubismus ergänzen sich zu einer melange aus tausendundeiner bereitschaftsnacht. die kollgen waren reserviert aber freundlich. ich machte meine angaben, hatte eine großfahndung mit hubschraubern, zumindest aber der hundestaffel erwartet. nichts passierte. wochenlang. monatelang. ich gewöhnte mich an einen dispo in millionenhöhe im vierstelligen bereich. ich rief ein paarmal an. mit verweis auf laufende ermittlungen, bla, bla… ein dreiviertel jahr später war das geld wieder da samt überziehungszinsen. aber auch kein cent mehr. warum auch. irgendwo hab ich mal gelesen, dass banken und sparkassen versichert sind für solche fälle. oder den schaden aus der portokasse bezahlen, um image und vertrauen nicht zu gefährden. hab jetzt auf die schnelle nichts dazu gefunden. aber macht schon sinn. die böse verbrecherbande hatte wohl meine kartendaten ausgelesen und meine pin gefilmt. die karte mehrmals nachgemacht und damit dann im ausland abgehoben. sie wurden wohl auch nie gefangen. eine bauanleitung gibts übrigens hier. und ich bleibe die opferwurst. bis heute. 

pixelroiber tickt aus

weil das internet sich gerade eintickert: ich jetzt auch.

[06:00] nachdem die ganze nacht hindurch wichtige und empfindliche infrastrukturen meines auges blockiert waren, kann der zuständige einsatzleiter erstmals von einem erfolg sprechen: "wir haben die blockade gelöst, es gab immer wieder einzelne anfälle von akuter schläfrigkeit, aber durch den gezielten einsatz modernster technik, speziell dem sogenannten WECKER können wir nun einen störungsfreien tag erwarten."

[06:11] kaffee für die seele, mails und rss im halbschlaf checken und auf keinen fall bloggen. da kommt nur mist bei raus. es werden einzelne rufe nach frühstück laut, was ich erfolgreich unterdücken kann. die forderungen der kritiker sind auch wirklich überzogen.

[06:58] einsatzbereit und in voller kampfmontur für den tag, betrete ich den hinterhof. alles ruhig. ein vogel sitzt auf dem sperrzaun. durch einen gezielten bösen blick kann ich ihn verjagen. laut twitternd zieht er ab.

[07:10] sitze auf meinem fahrrad, der wedding schläft noch und ich rolle gemütlich am wasser lang. die marine in der panke lässt sich nicht blicken. murmelnd lobe ich ihre einsatzstrategie. ein fußgänger schaut verwirrt.

[07:30] erfolgreich kind abgeschoben. keine proteste. mit den anderen eltern kanstatierten rückzug geplant und erfolgreich durchgeführt. es flogen vereinzelt bunte holzklötze, doch die gewalttäter konnten schnell identifiziert und mit kakao ruhiggestellt werden. entgegen einer dpa-meldung hat ein kind nicht gesagt, dass es den obstkorb in den frühstücksraum tragen will.

[07:37] der örtliche polizeiabschnitt speit immer wieder neue einsatzkräfte aus. dienstbeginn. von den angekündigten hundertschaften sehe ich nichts. muss eine gezielte falschmeldung sein. ich warte an einer roten ampel.

[08:01] zweite kanne kaffee des tages. überlege mir ein neues blogposting. komme auf die idee, die unsitte mit den live-tickern zu verwursten. fange an mit schreiben […]

anmerkung: hier enden abrupt die aufzeichnungen. der autor ist wohl in eine der gefürchteten zeitschleifen geraten, weil er mal wieder so furchtbar selbstreferenziell war. selber schuld. außerdem muss er gleich arbeiten und begibt sich umgehend in die arme des kalten, nakten und grausamen  kapitalismus.