lichterfelde, ey!

stell dir vor du bist schüler, wächst im gut bekochten hessen auf und darfst einmal im jahr auf große klassenfahrt ins wilde berlin. tage vorher sieht man dich schon in der tonträgerabteilung des örtlichen karstadts, wie du in die neuesten scheiben von deinen rappenden lieblingsgangstern reinhörst. klar, dass du da mal richtig einen drauf machen willst. einmal gangster spielen in der bundeshauptstadt. und was macht diese blöde tussi von lehrerin? quartiert euch in lichterfelde ein. einer gegend, die deiner hessischen heimat verblüffend ähnelt. klar, dass du und deine freunde da mal quatsch machen. so aus langeweile.

... auf abifahrt (Mai 2008)

warum sich dann allerdings der tagesspiegel nicht mal die mühe macht, die entsprechende polizeimeldung umzuschreiben und einfach zu übernehmen, das kannst du nicht verstehen. da ist die hessische lokalpresse schon kreativer! ich schwöre!

geschichten aus einer viel zu großen stadt pt.13

dialog heute morgen in der trimm-dich-fit-tram*:

(ein testosteronschwangerer endzwanziger setzt sich gegenüber einem testosteronschwangeren endzwanziger. türen schließen. bahn fährt an.)

> ey! was willstu?
> was hab ich gemacht?
> suchst du streit oder so?
> nein mann, aber du.
> waaas? willstu auf die fresse?
> machst du mich an?
(die diskussion wird lauter)
> suchst du streit oder wie?
> ey, komm mal runter.
> was hab ich denn gemacht?
> ey, du kommst hier an und machst mich an, ey.
(…quälend lange zieht sich der dialog sokratischer tragweite hin. dann schweigen.)
> scheiß tag heute.
> wie?
> ey sorry, mann.
> was?
> ENTSCHULDIGE!
> ja.
> bin nur fertig heute.
> ja.
> läuft alles nicht so.
> mhm.
> da tickt man schnell aus.
> verstehe. morgen ist ein anderer tag.
> meinste?
> klar.
(sie nehmen sich in die arme und trösten sich.)

allmonatlicher berlinüberdruss [nicht ernstzunehmen]

*früher hießen die straßenbahnen pferdekutschen und keiner hat tram gesagt. wer hat eigentlich mit diesem unsinn angefangen?

geschichten aus einer viel zu großen stadt pt.12: ausgetrunken

For if we don’t find
The next whisky bar
I tell you we must die
I tell you we must die
I tell you, I tell you
I tell you we must die

Oh, moon of Alabama
We now must say goodbye
We’ve lost our good old mama
And must have whisky, oh, you know why
[doors]

der kiez trauert. gestern polizei auf der straße, wie so oft. doch sie kamen zu spät. alles schon gelaufen. der kurier weiß mehr und wird heute ausnahmsweise mal verlinkt. um hinzuweisen auf eine eigenartige szene: die berufstrinker. sie sitzen im döner, in ihren spelunken oder stehen auf der straße. ohne perspektive, voller hass in den müden augen. hass auf die migranten, auf die gesellschaft und auf sich selbst. aggressiv im auftreten und körperlich zerstört. trifft man sie, geht man schnell vorüber, doch sind sie teil der stadt(teil)kultur und aus dem straßenbild nicht wegzudenken. helfen wäre eine möglichkeit. aber wie?
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geschichten aus einer viel zu großen stadt pt. 11

da fährt also der herr wagner von der großen qualitätszeitung mit der verehrten frau justizministerin brigitte zypries u-bahn in berlin und ihnen passiert nichts! was für eine ausnahme. treiben sich doch da die wildesten typen rum, da, unter der erde. der arme herr wagner musste todesängste ausgestanden haben (link, via c.):

Ich stelle mir vor, wie ich blutüberströmt zu der Notrufsäule krieche und den untersten Knopf erreiche.

phantasie hat er ja. und nerven wie stahl. und ehrlich ist er:

Unter der Erde Berlins herrscht ein anderes Leben. Es ist nicht mein Leben.

frau zypries redet wirr, am ende rauchen sie noch eine (wahrscheinlich auf dem bahnsteig, 15€ Strafe, herr wagner!), knutschen rum und verabreden sich. da bahnt sich was an. ich sags euch. und jetzt zeig ich euch, was den herrn wagner ganz bleich werden ließ:

die pixelroiber fahren u5 (und müssen sich fest halten)

WOANDERS: mein parteibuch | hauptstadtblog | SZ |

geschichten aus einer viel zu großen stadt pt. 10

wo isset?

Fast food
Feed me fast
I’ve been waiting for an aeon
And I just won’t last
I want fast food
I want food fast

[Pete Townshend]

im kiez herrscht dönerkrieg seit einigen wochen. neben dem etablierten laden des vertrauens hat ein neuer aufgemacht. und der führt die schlacht unerbittlich. mit dem kampfpreis von 79cent versucht er sich gegen die tradition und gewohnheit der kunden durchzusetzen. der etablierte reagierte sofort und verkauft nun für 99cent. statt den 2€ vorher. preise wie zu großmutters zeiten also. bei ungefähr konstanter qualität (so mittleres wedding-niveau, nicht vergleichbar mit mitte und kreuzberg…). zeit für pixelroiber, den varian ((VARIAN, Hal R.: Grundzüge der Mikroökonomik. Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH, München 2004)) nochmal raus zu kramen und das konsumverhalten zu analysieren.

die leute kaufen mehr (eigene beobachtung), stehen sich die beine in den bauch. und zwar in beiden läden. die küche bleibt kalt. ganze familie leben seit wochen nur von brot, salat und fleisch. jugendliche kriminelle beschmeißen rentner lieber mit dürüm statt mit steinen und bei penny gegenüber gibts entspanntes einkaufen ohne lange schlangen. substitutionseffekt, my dear! doch da wir auch unseren slutsky gelesen haben und somit der kopf ganz zerballert ist mit angebots- und nachfragekurven, deswegen also rufen wir ganz schnell preiseffekt, schauen dummdreist in die runde, bis der streber vorn vom giffen-paradoxon faselt. doch ist der döner denn ein giffen-gut? und was sagt robert giffen, wenn der preis fällt? an dieser stelle schleichen wir uns aus der VWL-vorlesung und gehen ein bier trinken. hunger, anyone?