Auch in der Vorhölle gilt die StVO

“Geht aber nicht absichtlich zu langsam, Jungs”, rief ein Autofahrer, “damit wir nicht zu lange warten müssen.” Da hatte er recht. Keiner soll den anderen mit Absicht ärgern.
[aus: JANOSCH: Tiger und Bär im Straßenverkehr. Diogenes Verlag AG, Zürich 1990]

Rosenthaler Platz im Juli 2006 mit gestempelten Wolken
Rosenthaler Platz im Juli 2006 mit gestempelten Wolken

Man kann anhand der Kommentare zur App Wegeheld einen guten Überblick zur gesellschaftlichen Diskussionskultur erhalten. Wir erinnern uns: Das ist jene Smartphone-App, mit der man Falschparker und weitere Verkehrsdelikte dokumentieren, veröffentlichen und auch zum Ordnungsamt senden kann. Zahlreiche Medien berichteten. Mir geht es gar nicht um Sinn und Unsinn und moralische Fragen. Ich will nur darauf hinweisen, dass der Straßenverkehr in Deutschland funktioniert, sich jedoch einige daneben benehmen, egal ob Fußgänger, Fahrradfahrer oder Autofahrer. Nur hat das in einem Auto ungleich mehr Auswirkungen (Masse mal Geschwindigkeit, wir erinnern uns). Ob es im Straßenverkehr nun ruppiger zugeht als noch vor ein paar Jahren, kann ich nicht sagen, dafür fahre ich zuviel Öffentliche. Aber der Straßenverkehr hat zugenommen in den letzten Jahren. Es teilen sich also immer mehr Verkehrsteilnehmer den begrenzten Raum “Straße”. Und das führt zu Spannungen, Konflikten, die nicht selten in Aggression und bewusster Zuwiderhandlungen rechtlicher Normen führen: Falsch- oder Zweitereiheparken usw. Ob eine App die Situation zu entspannen vermag, darf zu Recht bezweifelt werden.

Screenshots von Kommentaren
Screenshots von Kommentaren

Der Vergleich mit Blockwart oder Stasi in so manchem Kommentar ist auch daneben. Immerhin nehme ich beim Falschparken den Gesetzesübertritt in Kauf und handle somit asozial. Ob und wer dann letztendlich die Situation dokumentiert und ahndet, ist zweitrangig.