hier schreibt der kulturpessimist noch selbst:

den ball flach halten, abflachende wirkung, flachbildschirm – kein wort wird mehr vergewaltigt wie flach, in allen seinen unerträglichen beugungen und zusammensetzungen. die krönung des ultraflachen sind die flatrates. wiki eiert rum und wird sich nicht klar über den ursprung des begriffs. sicher wieder ein sch(w)eineanglizismus. mögen wir zwar nicht, sagen aber dann doch hin und wieder handy. nun, seit wann also flatrates? den anfang machte das fernsehen. da gibts seit jahrzehnten unbegrenzt rotz für eine läppige gebühr. wird zwar nicht gerne gezahlt, aber die gebührenknechte bemühen sich. dann kamen der öffentliche nahverkehr, das telefon und internet. und wohl auch saufen. also soviel wie möglich für einen festpreis. das konzept allerdings ist mindestens so alt wie der urknall: seitdem gibts kohlenstoff, soviel wie du eben bist. also nix sonderlich neues. den höhepunkt bildet zweifelsfrei die praxisgebühr. und so dringt die flatrate in alle unsere lebensbereiche ein und unterhölt das eiserne gesetz vom preis. denn: können wir den wert einer sache überhaupt noch schätzen, wenn er ständig und überall verfügbar ist? wird der kaffee besser, wenn er immer gleich nachgebrüht wird? wird ein zoobesuch aufregender mit einer jahreskarte? was kommt als nächstes? die gammelfleisch-flat beim örtlichen discounter? wohnen in einer wohnung für einen monatlichen festpreis?

irgendwann muss das ein ende haben, verehrte leserschaft. denn wenn wir den wert einer sache garnicht mehr einschätzen können, was sind wir dann überhaupt noch selber wert? wann kommt die flatrate auf die flatrates? es wird zeit, dass wir uns darüber gedanken machen. die kulturflatrate scheint mir da der falsche weg.

—————-
Now playing: Knorkator – Alles ist Scheiße

über Nacht kam die Erinnerung

fürs gemüt II

es wird kalt in deutschland. der sommer ist vorbei. es riecht jetzt überall in der stadt nach schornstein. ich mag das. diesen beißenden geruch von verbrannter kohle und holz. er steigt in die nase und kriecht ins mittelhirn. dort döst er vor sich hin und signalisiert: ist kalt draußen, junge. mach deine jacke zu, komm vom spielplatz nach hause und trink deinen kakao. und bind’ dir doch endlich mal den schal um, den ich dir letztens geschenkt habe.

als ich das erste mal nach berlin kam, roch es auch überall so. auch im wedding. und so denke ich jedesmal an lauschige nachmittage und frühabende. die heizung knistert vor sich hin und der kaffee dampft. ach, romantisch. doch, vorbei. bald. oder zumindest soll es immer weniger kohleheizungen geben.

Schwerpunkte mit bis zu 50% Kohleheizungen liegen hier in einzelnen Bezirken des Innenstadtbereiches mit geschlossener Altbebauung, in Prenzlauer Berg, in Teilen von Mitte, Friedrichshain und Lichtenberg. Auch die Altbaubereiche von Pankow, Weißensee, Treptow und Köpenick weisen z.T. noch über 30% Kohlebeheizung in der Wohnbebauung auf. [quelle]

In Zukunft sollten die in Berlin erfolgreich begonnenen Maßnahmen (Fernwärmeausbau, verbrauchsorientierte Heizkostenabrechnung, Verdrängung der Kohleofenheizungen und Verbesserung der Wärmeisolation von Gebäuden) fortgesetzt werden und durch verstärkte Nutzung der Sonnenenergie und Erneuerung veralteter Heizungsanlagen ergänzt werden. [quelle]