Ich glaube, ich komme langsam ins Alter, in dem man Woody Allen-Filme versteht. Das kann man auch gut finden. Vorliegender Fall ist ganz nett, hatte mir aber mehr erwartet. Die Lovestory um die frisch Verlobten, die mit ihren Eltern aus den USA nach Paris kommen und sich auseinanderleben, ist ganz witzig. Die Geschichte um die nächtlichen Trips in die Pariser Vergangenheit mit den ganz Großen der 20er Jahre dagegen ist toll. Literarische Zeitreise zu den Koryphäen. Das macht Spaß, ist großartig und überzeugend gespielt.
Ein netter Film, ja. Aber kein Überflieger und eigentlich auch keinen Oscar wert. Aber vielleicht bin ich ja doch noch zu jung für Woody Allen.
Schlagwort: 2011
Filmkritik: Rum Diary (2011)
verfilmung eines romans von Hunter S. Thompson. wenig story, aber tolle ausarbeitung der charaktere. kommt an fear and loathing in las vegas natürlich nicht ran, sollte man aber mal gesehen haben. wichtig für die amerikakritiker unter uns: hart formulierte und offene kritik an der amerikanischen politik und dem american way of life.
[xrr rating=5/7]
Filmkritik: Hotel Lux (2011)
toller deutscher film über einen mittelmäßigen schauspieler, der von den nazis verfolgt, in moskau landet und der astrologe von stalin wird. viel charme und witz mit überraschend harter (berechtigter!) kritik an den sowjetischen verhältnissen der dreissiger und vierziger jahre.
[xrr rating=5/7]
Filmkritik: Drive (2011)
toller film über einen, der doch nur auto fahren will, sich aber in eine mafiöse struktur einparkt und da nur durch rohe gewalt wieder rauskommt. man hätte die schmalzszenen rauslassen können (und die hässliche jacke mit dem skorpion), ansonsten ist er sehr ruhig, stilvoll und spannend.
[xrr rating=6.5/7]
[youtube P9yB4LUVeCI]
Filmkritik: Ziemlich beste Freunde (2011)
ziemlich guter film über einen vermögenden, der im rollstuhl sitzt und nun einen neuen betreuer findet, der so ganz und gar keine erfahrung vom job hat, dafür umso mehr vom leben. bisschen wie im märchen. oder wie beim prinz von bel air. aber beruht auf einer wahren geschichte – manchmal ist das leben eben so. gut und überzeugend gespielt, wird nicht langweilig.
[xrr rating=5.5/7]
Filmkritik: Prophezeiung der Maya / Doomsday Prophecy (2011)
der wohl schlechteste film aller zeiten nimmt den diesjährigen geplanten weltuntergang zum anlass, um seine ganz eigene version des verderbens zu erzählen. alle wollen den zauberstab vom bestsellerautor, um in die zukunft zu gucken. eric und brooke machen sich auf den weg in den wald, um den stab den statuen in den kopf zu stecken, weil nur so die erde gerettet werden kann, wegen der parallelität der galaxienäquatoren, ihr wisst schon. dazwischen tut sich schon die erde auf, schlechtere spezialeffekte waren selten. und der pöse agent der regierung versucht auch noch die beiden zu töten, um an den stab zu kommen. was für ein quark.
[xrr rating=0.5/7]
Filmkritik: Hangover 2 (2011)
der nachfolger überrascht leider nicht mehr so richtig, einfach eine verlängerung des ersten teils, diesmal in thailand statt in las vegas. aber ansonsten nicht viel neues, gelacht wird trotzdem, zu komisch ist vor allem Zach Galifianakis, die anderen charaktere reichen da bei weitem nicht ran. wikipedia hat noch eine schöne kritik aus der SZ verlinkt:
„Er ist eine Art Meta-Komödie. Bereits im ersten Teil ging es um den Versuch, sich an den Abend vorher zu erinnern. Der zweite Teil ist also eine Rekonstruktion dritter Ordnung: Die Jungs versuchen einen Abend zu rekonstruieren, der die Rekonstruktion eines Abends war, den sie nur aus Rekonstruktionen kennen.“[xrr rating=4/7]
Filmkritik: Polnische Ostern (2011)
ziemlich enttäuschendes und langweiliges stück über deutsch-polnische familienbande (eine sog. Culture-Clash-Komödie).
ungefähr so wie am ende kommen touristen von 2007, also kein großer wurf. und henry hübchen als rührseliger piefke, der zum wilden stecher mutiert, nervt auch gewaltig.
ansonsten ein paar klischees und schöne bilder vom kaputten und religiösen polen. oder, in den worten von welt.de:
So arbeitet sich der Film zäh bis zur kaum überraschenden und umso erschreckenderen Pointe durch: Mit deutschem Geld ist auch in Polen so etwas wie ZDF-kompatibles Familienglück möglich.[xrr rating=3/7]
Filmkritik: Almanya – Willkommen in Deutschland (2011)
ganz witziger film über die geschichte einer türkischen gastarbeiterfamilie. über identität, heimat, sprachwirrwarr und die fremde. schön umgesetzt mit vielen kleinen details und authentischen schauspielern.
mehr leider nicht, der film bemüht sich zwar die geschichte der gastarbeiter ungeschminkt darzustellen, in der folge wird es aber sehr kitschig und bunt und alles ist irgendwie in ordnung und integriert. dass die wirklichkeit anders aussieht, wird ausgeblendet. schade, ein bisschen mehr kritik hätte dem film gut gestanden.
[xrr rating=5/7]
Tatort: Das Dorf (2011) – Murot
nach dem schlechten ersten fall mit Ulrich Tukur nun der zweite um einen mysteriösen selbstmord in der provinz. düster, beklemmend, verstörend. david lynch trifft edgar wallace.
die dorfbewohner mauern, der tumor spricht, die polizei ist korrupt und die kessler zwillinge tanzen – ein absurder, abgefahrener und dunkler tatort seit langem. diese woche noch schnell in die mediathek…
+++ Erstausstrahlung: 04.12.2011 +++ Link +++
[xrr rating=7/7]
Tatort: Ein ganz normaler Fall (2011) – Leitmayr & Batic
ein mord in einer synagoge. ein schwieriges thema, sehr viel fingerspitzengefühl und dann meta-meta diskussionen. die auflösung dann banal und langweilig. Leitmayr und Batic gewohnt grantig und trockenhumorig zueinander. ansonsten nicht viel neues.
+++ Erstausstrahlung: 27.11.2011 +++ LINK +++
[xrr rating=5/7]
Filmkritik: Le Havre (2011)
ein märchen. alles ist alt, im stil von 50er-jahre filmen, die charaktere sind betagt und leben in ihrer eigenen welt. ein schuhputzer – das schon ein anachronismus für sich – muss seine frau ins krankenhaus bringen und nimmt einen jungen auf, der als illegaler immigrant vor der polizei flüchtet. um dessen ausreise nach london zu finanzieren, wird ein konzert organisiert. mehr passiert eigentlich nicht. dazwischen wunderschöne bilder und dialoge. ein film über das gute im menschen und dem zweifel am system (hier: migrationspoltik der EU).
und es bleibt viel raum für interpretation, nicht alles ist so klar, wie es scheint. ob das ende ein traum ist oder realität? auf jeden fall: ansehen.
[xrr rating=9/10]
[youtube phjL9bP28FE]
pixelroiber rezensiert wahlplakate #7

Tatort: Der illegale Tod (2011) – Lürsen & Stedefreund
frau lürsens tochter ist nun ihre chefin, stedefreund trinkt zuviel und kann sich an nichts erinnern, die wasserpolizisten vertuschen einen zusammenstoß mit flüchtlingen im mittelmeer, eine frau verliert dabei mann und tochter und will sich (scheinbar) an den verantwortlichen rächen. ein tatort mit großen aktuellen themen, vielen dramatischen bildern und keiner lösung am ende. aber spannend und dicht erzählt.
komisch nur, dass anne will lieber über griechenland und den euro reden wollte statt über die brachiale einwanderungspolitik der EU.
+++ LINK +++ Erstausstrahlung: 15.05.2011
[xrr rating=6.25/7]
Tatort: Herrenabend (2011) – Thiel & Boerne
klassischer münsterfall, in dem die ermittlungen platz machen müssen für allerlei spaß und klamauk. fast (aber nur fast!) schon ein bisschen ausgelutscht. ein geschäftsmann stirbt, ermordet von einem politiker, der bereits selbst für tot erklärt wurde. von boerne, der verzweifelt, will sich den fehler nicht eingestehen und ermittelt mit. dazwischen noch die tussi von der steuerfahndung, in die sich thiel ein klein wenig verliebt. süß. und die korrupte staatsanwältin, die den kartoffelkönig deckt.
nette unterhaltung, aber lange machen sie es nicht mehr, glaube ich.
[xrr rating=6.5/7]
+++ LINK +++ Erstausstrahlung: 01.05.2011