nachgedacht

jetzt wirds mal richtig schwierig. zur abwechslung. also holt euch mal lieber einen stuhl und noch einen kaffee und dann gehts auch schon los:
ich habe keine ahnung, bei wie vielen diensten ich im internet angemeldet bin. so richtig überschaue ich auch nicht mehr, wo ich überall aktiv bin. eine handvoll besuche ich täglich, manche einmal wöchentlich und andere verrotten vor sich hin oder ich hab sie längst vergessen. dabei habe ich mich selber beobachtet und komme zu folgenden schlußfolgerungen:

1. je schneller verständlich ein dienst daherkommt, desto länger ist die verweildauer
2. je schneller erste erfolge (feedback, kommentare, favs, usw.), desto höher die motivation
3. je umfangreicher ein dienst bei gleichzeitiger verständlichkeit, desto größer die verweildauer
4. je runder die ecken und pastelliger die farbverläufe, desto höher die klickrate

das war natürlich irgendwie klar, meine erkenntnisse hauen niemanden vom hocker. deswegen nochmal als grafische darstellung.

der geneigte leser (und auch der andere) wird schnell erkennen, dass ich hier ein wenig geschummelt habe und die datenherkunft bewußt verschleiere. das muss ich aber tun, weil die typen in den anzügen mit den sonnenbrillen neben mir das eben so wollen. basta.

die aufmerksamkeits-defizit-kurve (die ich hier in den dreidimensionalen raum abgetragen habe) verdeutlicht sehr schön, worauf ich hinaus will: erst findet man alles toll, klickt und klickt und stellt content rein und nach einer gewissen zeit (2-5 tage) stellt sich ernüchterung ein. wenn man es als seitenbetreiber hin bekommt, in dieser zeit noch einmal zusätzlich zu motivieren, dann hat man es fast geschafft. dann nämlich folgt die normalisierung. je länger der nutzer dann regelmäßig! und intensiv! klickt, desto länger bindet er sich an den dienst. böse geister nennen das sucht. egal. lasst uns das netz ein bischen voller machen.
‘wir sind doch alle irgendwie’ hat mir mal ein freund gesagt. jahre später muss ich noch oft daran denken. meines erachtens sind wir gerade an einem spannenden punkt angelangt. wir haben ein relativ neues medium, erste erfahrungen sammeln wir seit 5-10 jahren. aber so richtig umgehen damit können wir immernoch nicht. es wird noch eine weile brauchen, denke ich. im moment klicken wir noch wild rum, überschätzen communitys und unterschätzen die datensammelwut der großen anbieter. bei studivz hieß es letztens "nur weil wir hier freunde sind, heißt das noch lange nicht…" und das bringt es auf den punkt. nur besteht halt die gefahr, dass das internet in die falschen hände gerät (meine) oder – noch schlimmer – in die von doofbacken. also lasst uns mal ganz schnell nachdenken.

[die kurven hab ich mal ganz frech hier geklaut.] und jetzt zur kurvendiskussion…


carsten ~ 24.07.2007 ~ # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # # ~ wissen

3 Comments

  1. stell dir vor, es ist studivz und keiner klickt drauf. ein szenario, was schon bald realität werden könnte?

    [picture by dan hallet]
    dabei werden es wohl nicht die diskussionen um geänderte AGBs und datenschutzbedenken sein, die dem freunde-sammel-dienst das genick brechen werden, sondern die eigene geschichte. vor gefühlten hundert jahren startete die seite als facebook-kopie (rot-weiß statt blau). doch statt sich wie das vorbild weiter zu entwickeln, dümpelte studivz technisch vor sich hin, nur die user-zahlen explodierten. jeder, der eine maus hin- und herschieben konnte, hatte plötzlich ein profil. schnell wurde die eigene seite zum persönlichen aushängeschild und man trat in hunderte von gruppen mit obskuren namen ein, um die eigenen vorlieben und neigungen zu zeigen.
    doch anfang des jahres wurde der studivz böse und wollte plötzlich geld mit den klicks verdienen. es kam, wie es kommen musste: die unverbesserlichen protestierten (und erzeugten damit noch mehr klicks), den meisten war es aber egal. und nun kommt der facebook daher und bietet sich als alternative. weil er sich gegenüber rest-internet geöffnet hat. dank schnittstellen und pfiffigen programmierern kann man seine internet-aktivitäten im profil vereinen. das ganze sieht zwar auch nicht besser aus und erinnert stark an myspace. ist langsam und verkauft die nutzerdaten auch. aber – who cares?
    jedenfalls kommt dieses jahr die deutsche übersetzung und wir blicken gespannt auf die kritische masse: wird es eine bewegung von studivz nach facebook geben? die abschottung von studivz könnte übrigens diesmal die rettung sein: gibt es doch keine möglichkeit, seine kontakte nach facebook zu importieren (greasemonkey-coder anyone?).
    dieser tage merke ich, wie mühselig, zeitraubend und nervig es ist, sich in einem netzwerk neu zu profilieren.
    lesen Sie auch:
    entschuldigt +++ nachgedacht +++ aus. vorbei. +++
    hier schreibt der kulturpessimist noch selbst (1) (2)

    UPDATES:
    15.01.08: medienkonvergenz: Bringt Facebook den Untergang des Abendlandes?
    16.01.08: heise: Samwer-Brüder steigen bei Online-Sozialnetz Facebook ein

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