all the neighbors are startin’ up a fire

es hat gebrannt. und zwar richtig doll. nicht heute und nicht gestern und auch nicht morgen. vor fast anderthalb jahren. es war ein gemütlicher abend, ich saß vor dem rechner. plötzlich roch es ganz eigenartig. ich also den rechner ausgeschaltet und geschnüffelt – nichts. trotzdem wurde der geruch immer beißender. irgendwann kam ich dann auf den gedanken, mal das fenster aufzumachen. draußen jubel, trubel, heiterkeit – im wedding spätabends nichs ungewöhnliches. und doch! da standen sie unten und winkten mir zu, feuerwehrmänner, polizei und nachbarn. ich winkte zurück. sie winkten wieder. nun wurde es mir zu blöd und ich fragte nach, was denn eigentlich los sei. feuer. und ich solle auf keinen fall die tür aufmachen und schön am fenster bleiben. an meiner tür polterte und krachte es. ich bekam panik, zog mir meine jacke an. und lief hin und her. was nun? dauernd dieses gepolter vor der wohnungstür und die panischen nachbarn unterm fenster…. ich ging also zur tür und machte auf. eine dicke wand aus nebelrauch kam mir entgegen, ich wollte die tür wieder zu machen. es ging nicht. plötzlich dieses röcheln nach luft und panisches zum fenster-gerenne. jetzt musste der feuerwehrmob unten was unternehmen und schickte zwei darth-vader hoch. na toll. sie zogen mir eine gasmaske über den schädel und schleppten mich richtig gestapo-mäßig die treppe runter. ich erkannte, was sie da geklopft und gepoltert haben: sie haben einfach die wohnungstüren der mitmieter zertrümmert. draußen schnappte ich nach luft und die feuerwehrleute guckten mich grimmig an. ich fühlte mich wie ein trottel. die mitleidige polizistin fragte mich aus. ich fühlte mich ziemlich besoffen. der notarzt untersuchte mich und ich fühlte mich ziemlich krank. ab gings mit blaulicht ins jüdische krankenhaus. ich schrie panisch nach morphium. dort wartete ich mit den anderen pechvögeln und besoffenen dieser so typischen berliner nacht in der notaufnahme. wurde wieder untersucht, durfte mich waschen und wieder gehen. da stand ich dann stocknüchtern, aber völlig breit mit einer art asthma-spray in der hand halb drei in der nacht rum. ich lief noch ein bischen durch die stadt der städte, machte ein paar blöde bilder und fiel in ein bett, ein anderes, weil es bei mir unglaublich stank. der gestank war nach einer woche weg, ich schrubbte und pinselte die wohnung wieder sauber. drei monate später hat sich eine malerfirma bei mir gemeldet und wollte streichen. vier monate später sah der hausflur aus wie neu. manchmal wache ich heute noch im traum auf und schreie nach morphium.

edit: und wer jetzt meint, ich will mit derlei purer effekthascherei und blöden ollen kammellen besucherzahlen generieren, der spinnt. und hat natürlich recht. 

update: "Mit Verdacht auf eine Rauchgasvergiftung musste gestern gegen 23 Uhr 30 ein 23-Jähriger ins Krankenhaus gebracht werden. In einer Nachbarwohnung des Mehrfamilienhauses in der Soldiner Straße in Wedding war aus noch ungeklärter Ursache ein Feuer ausgebrochen. Die Mieter der im 3. Stockwerk gelegenen Brandwohnung waren nicht zu Hause. Der 23-Jährige musste mit einer Fluchthaube aus dem 4. Stockwerk vor dem Qualm in Sicherheit gebracht werden." [polizeibericht, 15.12.2005]


carsten ~ 13.04.2007 ~ berlin-wedding

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