Adventstürchen #11: so war 2011

editorische notiz: dieser premium-artikel aus der zukunft wurde zurück datiert. also bitte nicht wundern. zeitreisen funktionieren nicht immer ohne komplikationen…

die zukunft berlins im wedding (juni 2006)

für viele nicht überraschend war die wahl von julian assange zum amerikanischen präsidenten (nachdem obama den radikalen der tea party-bewegung zum opfer fiel und hacker sich in die wahlcomputer eingehacktert hatten). bundespräsident sarrazin (mlpd) gratulierte seinem amerikanischen amtskollegen, bemängelte aber gleichzeitig dessen fehlenden integrationswillen.

die rückkehr der reichsmark in der ersten jahreshälfte stieß nicht überall auf freunde. vor allem kinder und jugendliche, die nur mit dem euro aufgewachsen sind, gewöhnen sich nur langsam an die neue währung. das lästige umtauschen bei auslandsreisen nervt, so die einhellige meinung. man kann es nicht allen recht machen, finanzminister peter zwegat bleibt hart.

kanzler im stimmungstief: günther jauch verliert weiter an beliebtheit – für seine partei RTL gibt es widersprüchliche Werte – viele bürger sind genervt von seinen frage-und-antwort-reden und den häufigen werbepausen.

ganz stuttgart wurde zum endlager für alles mögliche erklärt, heiner geißler gilt vielen nun als junger dynamischer hoffnungsträger und reist in die kitas der republik, um konflikte zu schlichten. erst letztens hat er dem peter erklät, dass der dem max nicht bausteine an den kopf werfen darf.

insgesamt also ein ruhiges jahr, wären da nicht die ständigen terrorwarnungen von innenminister wolfgang schäuble…

Adventstürchen #10: Was wäre wenn…?

Was wäre unsere heutige Welt ohne die Mathematik? Und wo wäre die Mathematik ohne Gauß?

Naja, das weiß man nicht. Da müsste man schon in die Vergangenheit reisen und Gauß abknallen, aber würde man dann wieder zurück kommen oder hätte man sich dann die Möglichkeit eine Zeitmaschine in der Zukunft zu bauen zerstört? Alles kompliziert, aber Carsten Carl Friedrich Gauß hatte einfach die Gabe solch komplexe Zusammenhänge zu durchschauen.

Gauß misstraute bereits mit zwölf Jahren der Beweisführung in der elementaren Geometrie und ahnte mit sechzehn Jahren, dass es neben der euklidischen noch eine andere, nicht-euklidische Geometrie geben muss.

Er war einer der wenigen, deren Genie schon zu Lebzeiten anerkannt wurde. Gauß verdanken wir die Kenntnis über den Nutzen der komplexen Zahlen, er berechnete die Bahnen einiger Planeten, sein Integralsatz ist grundlegend für die Physik, dank ihm können lineare Gleichungssysteme heute genauer gelöst werden und Statistik ohne die Gaußsche Glockenkurve ist auch schwer vorstellbar.
Doch er blieb immer bescheiden und veröffentlichte bei weitem nicht alle seine Erkenntnisse, so dass vieles erst nach seinem Tod (1855) aus seinen Tagebüchern entnommen wurde.

Mag sein, dass der normale Wald- und Wiesenbürger diese gigantische Leistung gar nicht zu schätzen weiß, vielleicht noch nicht einmal den Namen “Gauß” kennt und einfach die Resultate, die auf Gauß’ Erkenntnissen basieren, genießt aber dieses Problem haben wohl alle schlauen Köpfe der Geschichte.

Und nun nochmal die Frage: Wo wären wir ohne die, die forschen und sich von der wachsenden Dummheit in der Welt nicht anstecken lassen?

Tatort: Tod auf Eis (1986) – Stoever & Brockmöller

Der zweite Tatort der damals noch jungen Kommissare – Brockmöller ohne Bart. Der Fall spielt komplett im Hotel – der alte Besitzer ist erfroren in der Kühlkammer – alle rennen rum und verstecken sich und lauschen und rennen rum und können nicht für eine Minute still stehen. Es ist wirklich anstrengend. Jeder hat ein Motiv und jeder beschuldigt den anderen. Doch unsere Kommissare lassen sich nicht aus ihrer stoischen Ruhe bringen und lösen den Fall auf Miss Marple-Art, ganz am Ende, alle Beteiligten treffen sich am Tatort und die Ermittler kombinieren live ihre Erkenntnisse und überführen so die Richtigen – das bleibt aber auch das einzige Highlight.

Gesellschaftskritik am Rande: Im Hotel sind fast alle Angestellten Ausländer, Polen, Tschechen, Türken – weil das billiger sei, so Stoever – von Integrationswillen damals keine Spur.

+++ LINK +++ Erstausstrahlung: 07.09.1986

[xrr rating=4/7]

Adventstürchen #9: Back to the 90’s

Passend zu Türchen 9 – die neunziger Jahre.

Das Jahrzehnt in dem noch alles besser war. Die Rechner waren langsamer, an iPhones war nicht zu denken, Fernsehen Fernseher hatten noch echte Tiefe (die gute alte Röhre), Sarrazin hat sich noch ums Geld und nicht um die Ausländer gekümmert und eine Schachtel Zigaretten hat noch 5 Mark gekostet und nicht 5 Euro.

Wir meinten alles ironisch, selbst die Ironie.

Angie hat noch im Arsch von Helmut Kohl gesteckt und echte Männer haben das Land regiert, man konnte noch Gen-Experimente machen ohne die Ökos aufzuscheuchen. ebay wurde gegründet und Frauen haben sich mit Arschgeweihen verunstaltet. In Berlin hatte man noch genug Platz für die Loveparade und Bands wie “Green Day” und “The Offspring” konnten sich in der Pop-Kultur als Punks bezeichnen.

Ja, wenn man mal so drüber nachdenkt war früher wirklich alles besser…

Adventstürchen #8: Ausgang

die schöneberger bar besteht nur aus theke. eine unendlich lange theke mit stühlen davor. wir sitzen an einem tisch, der anwalt (( “Ich fragte mich wie lange wir das durchhalten konnten. Wann würde einer von uns anfangen diesen Jungen mit wirrem Zeug vollzuquatschen? Was wird er dann denken? Diese einsame Wüste war die letzte bekannte Heimat der Manson Familie. Würde er diesen grausigen Zusammenhang herstellen, wenn mein Anwalt anfinge zu kreischen, weil Fledermäuse und riesige Mantarochen sich auf unser Auto stürzen? Wenn ja, nun dann würden wir ihm einfach den Kopf abhacken und irgendwo begraben. Versteht sich ja von selbst, dass wir ihn nicht laufen lassen können. Er würde uns wahrscheinlich bei irgendner abgelegenen Nazistrafverfolgungsbehörde anzeigen und die werden uns jagen wie die Hunde. Hab ich das gesagt oder nur gedacht? Hab ich gesprochen? Haben die mich gehört?” — Zitat aus Fear and Loathing in Las Vegas vom großartigsten Hunter S. Thompson, yeah! )) gibt einen aus. es ist nach zwölf, beim eintreten hat man berlin verlassen und ist woanders. wo, ist nicht ganz klar. im paris der jahrhundertwende vielleicht. der kellner/besitzer/keeper ist eine institution im berliner nachtleben und plötzlich steht er neben einem und will eine bestellung. die preis sind gepfeffert, aber der anwalt (( “Mein Anwalt war nie in der Lage gewesen, die häufig von ehemaligen Drogensüchtigen vertretene Vorstellung zu akzeptieren, dass man ohne Drogen sehr viel berauschter sein kann als mit. Und ich auch nicht.” — ebd. )) wird zahlen. beim white russian runzelte der keeper die stirn, das sei ein feminines getränk. ich, schon leicht angetrunken, bestand aber drauf, weil doch der dude den immer getrunken hätte. der dude war ein verlierer, meinte der anwalt – und hier wäre ein interessanter filmwissenschaftlicher diskurs entstanden, hätte nicht die bestellung der anderen dieses wichtige thema unter den tisch fallen lassen. so konnte ich ihm lediglich ein ‘Aber bitte mit Milch!’ hinterherrufen.

DISCO, Baby!

zwei coktails später, eine gemeinsame schachtel zigaretten und sehr viel text dann das jähe ende. absturz und wenig schlaf, kater und kopfschmerz.