…kommen einem die wirklich guten ideen so nebenbei. und dann schaut man in dieses internet rein und muss voller enttäuschung feststellen, dass die eigene idee schon andere hatten. viel eher.
…kommen einem die wirklich guten ideen so nebenbei. und dann schaut man in dieses internet rein und muss voller enttäuschung feststellen, dass die eigene idee schon andere hatten. viel eher.
gerade an blogwurst gedacht. gibts natürlich schon. #tollewurst
heute zum thema kulturpessimismuskritik. mein feedreader verwies heute sehr oft auf einen artikel von kathrin passig: standardsituationen der technologiekritik. und weil der text so lang ist, habe ich ihn mir ausgedruckt. das mache ich manchmal, bei langen und schwierigen texten, die nicht gleich zu verstehen sind. insofern bin ich auch ein internetausdrucker. gebe ich offen zu, kann man mir später dann nicht vorwerfen.
nun liegen also die acht seiten internet vor mir. und die haben es in sich. lange nicht mehr soviel gescheites und bemerkenswertes gelesen. insgesamt acht argumente bzw. argumentationsstufen zählt die autorin auf. argumente gegen neue technologien. und sie zieht parallelen. zu längst etablierten technologien und deren anfänglicher kritik. mit vielen o-tönen und zusammenhängen macht sie klar: jede neue technologie wurde erstmal abgelehnt, argwöhnisch betrachtet und für tot erklärt. dass sich zum beispiel die schreibmaschine durchgesetzt hat: reiner zufall.
und immer wieder die parallelen zum internet, denn darum geht es im eigentlichen im text. dass es immer noch genügend menschen gibt, die es ablehnen oder zumindest den sinn der weltweiten vernetzung nicht verstehen (wollen). und es gibt menschen, die kommen zwar mit dem internet als solchem klar, aber twitter und facebook lehnen sie als unnützem kropf ab. stark abhängig vom alter der autoren sei das, schreibt passig. und hat wohl recht. denn genauso gehts mir, blogs find’ ich toll, aber bei twitter habe ich den nutzen für mich selbst immer noch nicht entdecken können*.
als ausweg formuliert sie die these vom verlernen, denn wir haben uns in unserem leben zuviele lösungen angeeignet, die teilweise oder ganz durch neue techniken ersetzt werden. zum beispiel braucht niemand mehr das know-how und die ausrüstung einer dunkelkammer, um hochwertige photographien zu produzieren. aus diesem grund haben sich am anfang auch viele gegen digitalkameras gewehrt. zum verlernen kommt dann noch die zeit dazu: die menschen werden älter und andere wachsen nach. nur in den meinungsbildenten redaktionen sitzen noch die älteren und meckern. und schreiben kulturpessimistische texte.
aber vielleicht (und das ist jetzt meine these) brauchen neue technologien die anerkennung von kulturkritikern? immerhin bedeutet das, dass sie sich damit auseinander gesetzt haben. dass sie den sinn gesucht haben und den vorteil für sich. und auch wenn sie keinen gefunden haben und dies in langen und bösen essays kundtun: das neue wird so einer breiten masse zugänglich gemacht und hinterfragt. die anhänger des neuen reagieren und ätzen zurück, versuchen sich aber gleichzeitig zu erklären und hinterfragen somit ihre eigene meinung. und das ist doch sowas von gesund. wenn wir alles unkommentiert akzeptieren würden, dann hätten wir längst den sich selbst nachfüllenden kühlschrank und roboter für unsere zehennägelpflege.
insofern bin ich für die beherzte errichtung eines ministeriums für kritik in wissenschaft, technik und kultur. und zwar auf alles förderalistischen ebenen dieser republik. erster minister wird dr. edmund stoiber. der ist grad frei und kann ganz ungezwungen kritisieren.
* wobei ich mich immer öfter erwische, aktuelle ereignisse bei twitter zu suchen. die live-haftigkeit dieses mediums ist einfach unwiderstehlich…
nette idee. die FR hat aber schon heraus gefunden, warum das nicht so wirklich funktionieren wird (via).
schade eigentlich, wäre zu schön gewesen. der effekt ist wohl derselbe wie google in schwarz.
bei der ZEIT gibt es einen guten artikel zur aktuellen hochschuldebatte / bildungsstreik. ich selbst streike nicht. weil ich nicht kann, ich habe keine zeit. das studium frisst die ganze zeit. echt jetzt mal. und die freie zeit muss für die familie bleiben. ganz klarer fall. aber ich bin einverstanden mit den meisten der forderungen. dass sich was ändern muss. dass bologna zumindest überarbeitet werden muss. dass die profs und mitarbeiter auch miteinbezogen werden sollten. denn die situation ist unerträglich: die lehrpläne sind zum teil diesselben geblieben, nur die regelstudienzeit wurde verkürzt. das ganze credit point system ist noch unausgereift, verlangt an manchen stellen zuwenig und anderswo zuviel aufwand. es fehlt die erfahrung, das muss dringend überarbeitet werden. vor ein paar semestern noch hätt’ ich mitgemacht beim besetzen und streiken, doch jetzt will ich endlich fertig werden und raus aus diesem unerträglichen system aus (falschem) leistungsdruck und klausurenstress. auch das womöglich eine folge von bologna: dass jeder nur an sich denkt. womöglich sollte man tiefer diskutieren: welchen stellenwert ein studium und und ein student in der gesellschaft hat. wofür das alles? führt die verschulung der universitäten nicht automatisch zu schlechter ausgebildeten fachkräften, die nur straight nach vorne denken und nicht nach rechts und links? übrigens auch der grund, warum es dieses jahr keinen adventskalender gibt hier. auch eine form des streiks. immerhin.
fröhliche vorweihnachtszeit!