“Sicher werden Sie deine Adverbien zählen, deine Obwohls und die Länge deiner Ellipsen messen… Das ist ihr Job. Aber du, du schneiderst dir kein Abendkleid, du schreibst ein Buch! Kümmere dich nicht darum, was man über dich schreibt, ob gut oder schlecht. Meide die Orte, an denen über Bücher gesprochen wird. Höre auf niemanden. Wenn sich jemand über deine Schultern beugt, spring auf und schlag ihm ins Gesicht. Schwing keine Reden über deine Arbeit, es gibt nichts zu sagen. Frag dich nicht, warum und für wen du schreibst, sondern denke, dass jeder deiner Sätze der letzte sein könnte. Laß ihn an die Tür klopfen, er wird schon die Lust verlieren.”

~ Philippe Djian: Pas de deux (Lent dehors), 1991, S.435f ~

Lesefortschritt: Februar 2019

aktuelle Lektüren:

Tim Marshall: Die Macht der Geographie (2015)

Leonhard Horowski: Das Europa der Könige (2017)

Paul Mason: Postkapitalismus (2015)

Francis Fukuyama: Identity (2018)

Archiv:

Lesefortschritt: Januar 2019

In Zukunft werde ich notieren, wo ich bei einzelnen Büchern stecke, da ich immer alles gleichzeitig lesen muss.

Virginie Despentes: Das Leben des Vernon Subutex (2015)

Leonhard Horowski: Das Europa der Könige (2017)

Paul Mason: Postkapitalismus (2015)

über polizeimeldungen als literarische gattung

Die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat dauern an.

lesen sie den polizeibericht ihrer stadt, zB von berlin. es gibt ihnen ein gutes gefühl für das, was meist nachts vor sich geht in den häuserschluchten, in den dunklen gassen oder eben am helllichten tag. sehr oft sind es verkehrsunfälle, überfälle, streitigkeiten mit teils erheblichen verletzungen. in nüchterner sprache wird der tathergang geschildert, natürlich aus sicht der polizei, täter- und opfersicht fehlt meist. bei aufsehenerregenden taten finden sich tathergang und bilder dann im boulevard und der lokalen presse.

In dem Verlauf gab einer der Männer Schüsse auf die anderen Zwei ab, die dadurch Verletzungen erlitten.

wenn die hintergründe für den geneigten leser unklar oder nicht erfahrbar sind, entspannt sich ein kopfkino und wir denken uns die geschichte dazu. denn oft gibt es eine vorgeschichte, meist ein jahrelanges nachspiel, seien es verletzungen oder juristisches. damit ich nicht falsch verstanden werde, es geht hier nicht um voyeurismus, ich will mir nicht gaffend einen runterholen. es geht um die dramatik des alltags.

Kurz darauf gelang es der Frau, sich selbst zu befreien und die Polizei zu alarmieren.

krimis lese ich keine, die meisten sind mir zu konstruiert und rauben die zeit für gute literatur. aber ich lese den polizeibericht und sie sollten das auch. schade nur, dass es (zumindest in berlin) kein archiv gibt, da verschwinden alte meldungen nach gewisser zeit. wir müssten das archivieren und dann ist es interessant in ein paar jahren.

Ein Posamentier-Meister in der Frankfurter Str. hat sich gestern aus Melancholie an seinem Arbeitsstuhl erhenkt.

historiker beschäftigten sich wissenschaftlich damit (( zB: SCHWERHOFF, Gerd: Historische Kriminalitätsforschung (2011) )), es gibt alte statistiken ((zB: destatis: Auszug aus: Statistik des Deutschen Reichs, Band 257. Herausgegeben vom Kaiserlichen Statistischen Amte, Berlin 1913. Kriminalstatistik für das Jahr 1911. Jugendkriminalität vor 100 Jahren )) und es gibt auch untersuchungen über die einflüsse auf die literatur ((zB: MÜLLER-DIETZ, Heinz: Recht und Kriminalität in literarischen Spiegelungen / MÜLLER-DIETZ, Heinz: Recht und Kriminalität in literarischen Brechungen )). und der socialmedia account der berliner polizei hatte letztens eine auswahl historischer meldungen.

ein durchsuchbares archiv wäre gut, vielleicht hat der eine oder andere einen hinweis.