hier schreibt der kulturpessimist noch selbst (#19) – jodel

die freiheit bei facebook wird im heise-forum verteidigt, kommentare im internet sind die eiterbeulen der aufklärung des menschen aus seiner selbst gewählten unmündigkeit. wir brauchen mehr klarnamenpflicht im www und der e-perso sollte zwang sein. weil völlige anonymität zu völliger belanglosigkeit führt.

schauen sie sich nur einmal diese app an, da kann jeder schreiben was er will und der mob im umkreis findets gut oder nicht und gibt seinen senf dazu. es gibt keine profile, keine identifikation, keine badges, keine follower, nur kommentare und likes oder dislikes. mit der zeit sammelt sich karma an, mit dem nix anzufangen ist.

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eine campus-app für studenten sei das, sagen sie. innovativ sei das, sagen sie. und meinen damit nur abwechslung von der facebook timeline. weil man hier schreiben könne, was man wolle, ohne zensur, ohne konsequenzen. nur leider führt die konsequente wertung der crowd zu permanenter durchschnittichkeit. es finden sich keine hasspostings, aber auch keine perlen des intellektualismus, einfach nur sprüche. und das macht die app zur qual und zur zeitverschwendung.

hier schreibt der kulturpessimist noch selbst (#18) – 3D drucker

bisher hielt ich 3D-drucker für scheiß und das ist es wohl auch. letztens traf ich einen, der im mauerpark 3D gedrucktes plastikzeugs als Kunst verkauft und ja, vielleicht kann er davon leben. ab und zu gibts im internet nette ideen, wie die von der blumenvase. aber so richtig hat mich noch nichts vom hocker gerissen. vielleicht verschlafe ich aber auch gerade eine revolution, wer weiß.

they promised us internetfähige kühlschränke

2012 ist fast rum und während das internet der dinge (( vgl. dazu Hier schreibt der Kulturpessimist noch selbst (#12))) (( vgl. auch freezr – the best way to share, search and share your fridge content!)) auf sich warten lässt, stehen wir im kaufmannsladen und überlegen, was wir noch zuhause im kühlschrank haben und was nicht. und wie viel. und dann kaufen wir doch nur alles doppelt und dreifach und stehen dann kopfkratzend zuhause auf dem butterberg.

[symbolbild: kühlschrank ohne internet]
[symbolbild: kühlschrank ohne internet]

dabei wäre alles so einfach: einmalig wird der bestand erfasst anhand von barcodes oder manuell mit kamera in einer datenbank auf dem smartphone oder in der cloud. jeder zugang wird durch scannen des kassenbons erfasst oder auch mit der kamera. fuzzy-logisch werden rezepte vorgeschlagen und einkaufslisten generiert. dann kann von mir aus der kühlschrank bestellen oder ich geh selbst, das ist dann auch egal. hauptsache, ich weiß, was ich will und kauf’ nicht alles doppelt. können wir das so machen?

hier schreibt der kulturpessimist noch selbst (#17) – pixelroiber klagt an

Pharmafirma klagt gegen Zwangsabschlag an die PKV, Gauweiler klagt gegen Anleihenprogramm der EZB, Bettina Wulff klagt gegen Google, Jurist klagt gegen “Fernsehsteuer”, Spyker klagt gegen GM, Verbraucherzentrale klagt gegen irreführende Flatrate-Werbung, Argentinien klagt gegen Spaniens Biosprit-Importverbot, Bayern klagt gegen Länderfinanzausgleich, RTL klagt gegen “Scheiß RTL”-T-Shirts, Schleswig-Holstein klagt gegen Gigaliner-Test, Frau klagt gegen US-Atombomben, Student klagt gegen Privathochschule in Freiburg, Frauentauschmutter klagt gegen RTL, Koch-Mehrin klagt gegen Doktorentzug, Bayer klagt gegen Konkurrent Warner Chilcott, Land klagt gegen jüdische Gemeinde, Verdi klagt gegen IhrPlatz-Betriebsrat, Özil klagt gegen Twitter-Hetze

so nötig wie die klagen im einzelnen vielleicht sind, so unnötig ist diese entwicklung: jeder verklagt jeden und am ende verlieren alle. es scheint, als würde der gang vor gericht zum normalsten auf der welt gehören, dabei sollte er doch immer die letzte möglichkeit in einem streit sein. was das alles kostet, da denkt auch keiner mehr an die kinder. und dann der psychostress für die beteiligten, das hält doch keiner aus.

sicher ist es wichtig, dass der einzelne sich gegen unrecht wehren kann. aber so wie es aussieht, passiert vieles reflexartig, aus diversen gründen auch immer. und die anwaltslobby lebt gut davon, siehe abmahnwelle im internet.

Hier schreibt der Kulturpessimist noch selbst (#14) – Plattenkritik

The Strokes – Angles (2011)

das lang erwartete album ist nicht mehr als ein permutatives prozessklassen-hilfskonstrukt. dabei errinerten sich die garagenrocker ihrer abendländischen erinnerungsverpflichtungen und erschufen eine psychohygienische persönlichkeitsverdichtungsmaßnahme, die ihresgleichen sucht. die aufgabe war von anfang an definiert, die erwartungen entsprechend hoch: die schlichte notwendigkeit mit allem nachdruck alle ressourcen auszuschöpfen. doch die letzten alben wugten schwer, die konstruktive vergangenheitsakzeleration war allgegenwärtig. die zwanghafte intelligenzisometrie der verhaltenstherapeutischen bulimieidealisierung schwub wie ein damoklesschwert über der gruppierung. jedoch! herausgekommen ist eine art komplexe dunkelfeldpipeline, ein dosiertes tangentialsediment – wie so oft im leben führt die themenzentrierte regionaldeeskalation zu erfolg – schwerlich zwar, doch immerhin.

und zwar schön trotzig-gelangweilt, so dass einem die welt nervöse blasiertheit als informierte lebensmüdigkeit durchgehen lässt.

danke, danke, danke.