:

tschick (Hörbuch)

erschienen: • ISBN: • Farbe:

2013-03-11 18.36.11

die SZ über das buch:

Herrndorf schreibt einen Episoden- und Abenteuerroman, der das vermeintlich bestens bekannte und erschlossene Mitteleuropa südlich von Berlin in ein zauberisches Irgendwo verwandelt. […] Randständig, exzentrisch, traumhaft poetisch, magisch, oft unheimlich, noch öfter sehr komisch ist, was die beiden ausgerissenen Jugendlichen sehen und erleben. […] Herrndorf schafft es mit einer wundervoll austarierten einfachen Sprache, die unaufdringlich auf einen real abgelauschten Jugendjargon anspielt, ihn aber nicht naturalistisch kopiert, seine Welt ins Schräge zu drehen und so jung erscheinen zu lassen wie seine Protagonisten.

die geschichte zwei halbwüchsiger aus dem osten berlins, die in den sommerferien mit einem geklauten lada durch brandenburg irren. zwei, die unterschiedlicher nicht sein können und trotzdem bestens zusammen klar kommen. die wilde abenteuer erleben, dass man neidisch werden könnte. am ende landen sie im krankenhaus und vor gericht und die erwachsenenwelt, vor der sie ein paar wochen geflohen sind, hat sie wieder fest im griff. das buch ist gut, nicht moralisierend und nicht erklärend, die sprache schlicht, man will immer nur weiter lesen und erfahren, wie es weiter geht. große erklärungen würden da nur stören.

auch interessant, im FAZ-interview sagt herrndorf:

Im Gegensatz zu meinen Helden bin ich nie in Ostdeutschland gewesen und habe die Reise nur mit Google Maps unternommen. Da kann man von oben nicht sehen, wie hoch die Berge sind. Aber ich war nie ein großer Freund der Recherche. Ich habe versucht, Gegenden zu beschreiben, wie Michael Sowa sie malt: Auf den ersten Blick denkt man, genauso sieht es aus in der Natur! Und wenn man genauer hinschaut, sind es vollkommen durchkonstruierte Sachen, die archetypischen Landschaften wie in idealen Tagträumen.

:

Freiheit

erschienen: • ISBN: • Farbe:

wie einst die korrekturen ist auch dieses buch ein großartiges. nicht unbedingt weltliteratur mit jahrzehntelanger nachwirkung, aber schon nah dran. es geht um eine familie der weißen mittelschicht in den USA. um ihre beziehung zueinander und zu anderen, zu ihren kindern, freunden, nachbarn. franzen spannt den bogen von den achtzigern bis ins jetzt und erschafft ein eigenes universum und am ende ist man irgendwie teil der familie und leidet mit patty, walter und richard und all’ den anderen plastischen figuren. daneben gibt es viele gesellschaftliche themen, gentrifizierung, umweltschutz, überbevölkerung, politik. die nicht nebenher abgewickelt werden, sondern immer auch teil der geschichte sind.

das alles in einer bewundernswerten sprache geschrieben, so leicht und überlegt, dass man neidisch wird (ich kenne nur die deutsche übersetzung), etwa heißt es:

Linda fühlte sich durch dieses Gespräch heftig angegriffen. Walter war noch nicht einmal ihr richtiger Nachbar, er gehörte nicht der Vereinigung der Hauseigentümer an, und die Tatsache, dass er ein japanisches Hybridauto fuhr, an dem er kürzlich einen Obama-Aufkleber angebracht hatte, ließ in ihren Augen auf Gottlosigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber der Lage hart arbeitender Familien wie der ihren schließen, die sich krummlegten, um über die Runden zu kommen und ihre Kinder zu anständigen, empathischen Menschen in einer gefahrvollen Welt zu erziehen.

oder, ein paar zeilen weiter:

Ängste hingen wie eine Wolke Sandfliegen über dem Canterbridge Court; sie drangen via Nachrichtensendungen, Talkradio und Internet in jedes Haus. Viel Gezwitscher gab es auf Twitter, aber die tschirpende und flatternde Welt der Natur, die Walter beschworen hatte, als müsste sie den Menschen auch in dieser Situation etwas bedeuten, war eine Angst zu viel.

wer sich an solchen sätzen erfreuen kann und zeit und geduld für einen 700 seiten-ziegelstein hat, der ist hier gut beraten und wird es nicht bereuen.

:

Die ungeheuerliche Einsamkeit des Maxwell Sim

erschienen: • ISBN: • Farbe:

Ich hatte gerade fünfundzwanzig Pfund gegen zwei Riegel Schokolade eingetauscht. Hatte ich – wie alle anderen auch – total den Blick für den Wert der Dinge verloren?

2013-03-30 15.50.20

ein mann wird verlassen von frau und tochter und gerät in einer depression. besucht seinen vater am anderen ende der welt. stüzt sich in einen neuen job, fährt quer durch ganz england und vereinsamt dabei noch mehr als er sowieso schon ist. 70 facebook-freunde und keiner schreibt ihm, nur spam im postfach – das digitale leben kann so grausam sein. dazwischen immer wieder texte und geschichten, mit deren hilfe er seine eigene geschichte, sein leben, neu sortiert.

wunderbar geschrieben, so leicht und einfach. und doch intelligent verschraubt ohne durch rück- und vorblenden den leser zu verwirren! und ganz am ende kommt noch der entscheidende dreh.
bestes buch für dieses jahr bisher, hat sogar den murakami überholt.

meta-kommentar: auf das buch brachte mich eine rezension in der zeit mit dem wunderbaren titel Die Verlorenheit des Vielvernetzten

[xrr rating=10/10]

, :

Exit Mundi: Die besten Weltuntergänge (Hörbuch)

erschienen: • ISBN: • Farbe:

nachdem wir schon öfters mal vom weltuntergang berichteten: das passende hörbuch. der niederländische autor Maarten Keulemans hat mal aufgeschrieben, welche möglichkeiten es gibt und bela b liest vor. das klingt spannend, ist aber im grunde ziemlich langweilig. blabla, die wissenschaft hat ausgerechnet, soundsoviele nullen und in übzigilliarden jahren und überhaupt, der mond nährt die sonne mit eruption und am ende fallen wir alle ins schwarze loch. auch der meier maier maya-kalender ist dabei, der ist nämlich am 21. Dezember 2012 zuende und demzufolge geht eben die welt unter. plopp.

dass das ganze von bela b gelesen wird, macht die sache auch nicht viel besser, nur manchmal gibt er blöde kommentare von sich oder zitiert wissenschaftler in ihrem dialekt. witzig.

aber eigentlich zeitverschwendung, pure unterhaltung unter dem deckmantel der wissenschaft. gähn.

[xrr rating=5/10]