Schlagwort: literatur
„Sicher werden Sie deine Adverbien zählen, deine Obwohls und die Länge deiner Ellipsen messen… Das ist ihr Job. Aber du, du schneiderst dir kein Abendkleid, du schreibst ein Buch! Kümmere dich nicht darum, was man über dich schreibt, ob gut oder schlecht. Meide die Orte, an denen über Bücher gesprochen wird. Höre auf niemanden. Wenn sich jemand über deine Schultern beugt, spring auf und schlag ihm ins Gesicht. Schwing keine Reden über deine Arbeit, es gibt nichts zu sagen. Frag dich nicht, warum und für wen du schreibst, sondern denke, dass jeder deiner Sätze der letzte sein könnte. Laß ihn an die Tür klopfen, er wird schon die Lust verlieren.“
~ Philippe Djian: Pas de deux (Lent dehors), 1991, S.435f ~
Lesefortschritt: Februar 2019
Archiv:
Lesefortschritt: Januar 2019
über polizeimeldungen als literarische gattung
Die Ermittlungen zu den Hintergründen der Tat dauern an.
lesen sie den polizeibericht ihrer stadt, zB von berlin. es gibt ihnen ein gutes gefühl für das, was meist nachts vor sich geht in den häuserschluchten, in den dunklen gassen oder eben am helllichten tag. sehr oft sind es verkehrsunfälle, überfälle, streitigkeiten mit teils erheblichen verletzungen. in nüchterner sprache wird der tathergang geschildert, natürlich aus sicht der polizei, täter- und opfersicht fehlt meist. bei aufsehenerregenden taten finden sich tathergang und bilder dann im boulevard und der lokalen presse.
In dem Verlauf gab einer der Männer Schüsse auf die anderen Zwei ab, die dadurch Verletzungen erlitten.
wenn die hintergründe für den geneigten leser unklar oder nicht erfahrbar sind, entspannt sich ein kopfkino und wir denken uns die geschichte dazu. denn oft gibt es eine vorgeschichte, meist ein jahrelanges nachspiel, seien es verletzungen oder juristisches. damit ich nicht falsch verstanden werde, es geht hier nicht um voyeurismus, ich will mir nicht gaffend einen runterholen. es geht um die dramatik des alltags.
Kurz darauf gelang es der Frau, sich selbst zu befreien und die Polizei zu alarmieren.
krimis lese ich keine, die meisten sind mir zu konstruiert und rauben die zeit für gute literatur. aber ich lese den polizeibericht und sie sollten das auch. schade nur, dass es (zumindest in berlin) kein archiv gibt, da verschwinden alte meldungen nach gewisser zeit. wir müssten das archivieren und dann ist es interessant in ein paar jahren.
Ein Posamentier-Meister in der Frankfurter Str. hat sich gestern aus Melancholie an seinem Arbeitsstuhl erhenkt.
historiker beschäftigten sich wissenschaftlich damit1, es gibt alte statistiken2 und es gibt auch untersuchungen über die einflüsse auf die literatur3. und der socialmedia account der berliner polizei hatte letztens eine auswahl historischer meldungen.
ein durchsuchbares archiv wäre gut, vielleicht hat der eine oder andere einen hinweis.
- zB: SCHWERHOFF, Gerd: Historische Kriminalitätsforschung (2011) [↩]
- zB: destatis: Auszug aus: Statistik des Deutschen Reichs, Band 257. Herausgegeben vom Kaiserlichen Statistischen Amte, Berlin 1913. Kriminalstatistik für das Jahr 1911. Jugendkriminalität vor 100 Jahren [↩]
- zB: MÜLLER-DIETZ, Heinz: Recht und Kriminalität in literarischen Spiegelungen / MÜLLER-DIETZ, Heinz: Recht und Kriminalität in literarischen Brechungen [↩]
postfaktisches bücherregal
12 Bücher, die du nur besitzen solltest, um damit anzugeben
- Homers Odyssee (mit der Ilias im Schuber!)
- Thomas Mann: Buddenbrooks#
- Plato: Das Gastmahl (ledergebunden, klar)
- Kant: Gesamtausgabe
- Friedrich Nitzsche: Kritische Studienausgabe in 15 Bänden
- Freud: Gesammelte Werke
- Kafka: Gesammelte Werke (12 Bücher im schicken Schuber)
- Shakespeare: Sämtliche Werke
- Irgendwelche dicken Russen
- Goethes Faust (mit Lithographien von Eugène Delacroix)
- Günter Grass: Die Blechtrommel
- Charles Dickens: Große Erwartungen
- David Foster Wallace: Unendlicher Spaß
jeder eintrag ein kleines witzchen, das ist nett.
Diese Bücher solltest du in deinen Zwanzigern gelesen haben
- Franz Kafka: Die Verwandlung
- David Foster Wallace: Das hier ist Wasser
- Dave Eggers: Ein herzzerreissendes Werk von umwerfender Genialität
- Karl Ove Knausgård: Lieben
- Joan Didion: Slouching towards Bethlehem (Englisch)
- Max Frisch: Fragebogen
- Ian McEwan: Am Strand
- Roland Barthes: Fragmente einer Sprache der Liebe
- Milan Kundera: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins
- Silvia Plath: Die Glasglocke
- William T. Vollmann: Afghanistan Picture Show
#bücherwand
Das größte Hörspiel aller Zeiten – work in progress #unendlichesspiel
woahhhh!!
und jeder konnte mitmachen, denn jetzt sind alle seiten eingesprochen, siehe auch.
ich höre mir das jetzt an, bis nächstes jahr…
#cybris
[NACHTRAG 01.10.15] woanders wurde es ausführlicher besprochen:
„Er [Lobo] überschreitet die Grenzen, indem er einen Netz-Text im Print-Spiegel platziert, der erst im Netz seine Wirkung entfalten könnte (und damit sofort verlieren würde.)“
podcast-tipp:
„The Crazy Never Die“ – Die Lange Nacht über Hunter S. Thompson (direktlink)
mit juter musike und interessanter story.
(via)
alles gute, buch!

heute ist welttag des buches.
Ich lese ja gerne, aber leider viel zu wenig, wegen die zeit, ihr kennt das. seit einiger zeit habe ich auch einen eBook Reader und lese darauf, hat aber nicht zu weniger physischen büchern geführt. im gegenteil – ich kaufe die immer noch gerne auf flohmärkten, gebraucht beim großen internet-händler oder ab und zu im lokalen handel.
gelesenes wird verschenkt oder in der bücherboxx versenkt.
übrigens gelangt der geneigte leser hier entlang zu meiner kleinen bücherei.
und als bonustrack sozusagen:
„The writer Umberto Eco belongs to that small class of scholars who are encyclopedic, insightful, and nondull. He is the owner of a large personal library (containing thirty thousand books), and separates visitors into two categories: those who react with “Wow! Signore, professore dottore Eco, what a library you have ! How many of these books have you read?” and the others – a very small minority – who get the point that a private library is not an ego-boosting appendage but a research tool. Read books are far less valuable than unread ones. The library should contain as much of what you don’t know as your financial means, mortgage rates and the currently tight real-estate market allows you to put there. You will accumulate more knowledge and more books as you grow older, and the growing number of unread books on the shelves will look at you menancingly. Indeed, the more you know, the larger the rows of unread books. Let us call this collection of unread books an antilibrary.“
— Nassim Nicholas Taleb, The Black Swan: The Impact of the Highly Improbable
post-ironische literatur
„Der Abend hatte damit geendet, dass sie um zwei Uhr morgens in Saskias Club saßen und etwas tranken, das der Mann, mit dem sie sich zu diesem Zeitpunkt unterhielten, einen „post-ironischen“ Brandy Alexander nannte.“
aus: LANCHESTER, John: Kapital. Verlag Klett-Cotta 2013
ganz ehrlich, ich mag solche Sätze, sie klingen nach Bret Easton Ellis, Douglas Coupland, nach 90-Jahre. und ich will einen deutschen autor entdecken, der ähnliche größe hat. einen pop-literaten mit stil, intelligenz und tiefgang.
vorschläge bitte in die kommentare, aber bitte nicht Stuckrad-Barre.
endlich eine bücherboxx fast vor der haustür

ich bookcrosse ja schon länger. allerdings ist das immer mühsam, wenn man die bücher in der wildniss freilässt, da sich die finder keine mühe machen, journaleinträge zu verfassen (kein vorwurf, menschen sind halt so, ich sicher auch im paralleluniversum). aber eine alte telefonzelle als feste tauschstation, das ist was tolles, und dann auch noch fast vor der haustür (fabrik/labyrinth kindermuseum an der osloer). hab ich gleich mal aufgefüllt.
Illuminatus! vs Atlas Shrugged
illuminatus habe ich immer noch nicht gelesen. atlas shrugged habe ich vor zwei jahren gelesen. (via)
Unendlicher Spaß – 24 Stunden durch den utopischen Westen – Ein Performance-Projekt nach dem Roman von David Foster Wallace – Premiere am Samstag, 02. Juni
„Zwischen 10.00 Uhr und 10.00 Uhr morgens am folgenden Tag verwandeln sie den Tennisclub LTTC „Rot-Weiß“ mit seinem großen Steffi-Graf-Stadion in die „Enfield Tennis Academy“, das Vivantes Klinikum Neukölln in das „Ennet House Drug and Alcohol Recovery House“, die Mensa des Fontane-Haus im Märkischen Viertel zum Sitzungsraum der Anonymen Alkoholiker, den Teufelsberg und den Umlaufkanal zu geheimen Treffpunkten Quebecer Separatisten.“
ganz ehrlich, ich habe gerade ein bisschen geweint…