samstag vormittag in der rettungsstelle

ein älterer mann sieht aus wie ein billiger bill murray, sitzt breitbeinig da und wartet. um ihn herum warten noch andere und harren der dinge, die kommen. am aufnahmeschalter ein schild mit dem hinweis, dass die reihenfolge der behandlung vom diensthabenden arzt bestimmt wird und nicht nach der wartezeit geht. nach und nach werden patienten aufgerufen, schleppen, humpeln oder schlurfen zur behandlung und verschwinden. unser bill murray ist wieder und wieder nicht dabei.

irgendwann geht er zur anmeldung, fragt nach, wann er endlich dran sei, bekommt eine ausweichende antwort und setzt sich wieder. ruft seine frau/freundin an und schimpft lauthals über “die dumme tussi, die keine ahnung hat“, meint dabei die frau von der anmeldung. beschwert sich in übler sprache über sie – in ihrer und unserer hörweite – und befürchtet, nicht rechtzeitig zum mittagessen zu hause zu sein. wir hören mit versteinerten gesichtern zu und reagieren nicht. irgendwann werden auch wir aufgerufen, vor ihm, obwohl er eher da war. später ward er nicht mehr gesehen.

jetzt ärgere ich mich, nicht reagiert zu haben, als er schlecht über die frau an der anmeldung gesprochen hat. weil er seine wut auf sie ausgekotzt hat, ohne dass sie eine schuld traf. nicht das gesundheitssystem war ziel seiner verbalen attacken, sondern konkret jene, die selbst täglich sparzwang und schichtdienst ausgesetzt ist. ich ärgere mich über mich selbst, weil es eigentlich einfach gewesen wäre, seiner ungerechtigkeit mindestens einen blöden spruch entgegenzusetzen. und wieder einmal wird mir deutlich, dass emanzipation und #meetoo wichtig sind und wir noch viel zu tun haben.