26 Jahre später

Das stärkste Argument, mit dem Kohl und Genscher Ängste abbauen können, ist ihre Bereitschaft zu einer weitgehenden Integration Europas; nach ihrer Vorstellung geht die deutsche Einigung der europäischen voraus. Je mehr Souveränitätsrechte alle Mitgliedstaaten, also auch die Deutschen, an EG-Europa abträten, je schneller es zu europäischer Währungsunion und politischer Union komme, je rascher das Europaparlament wirkliche Befugnisse erhalte, desto weniger sei Deutschlands Übermacht zu fürchten.
[…]
Zumindest in diesem Ziel sind sich der Bonner Kanzler und sein SPD-Herausforderer einig: Die Rückkehr zum “Nationalstaat von gestern” (Kohl) soll es nicht geben; das neue Deutschland soll “ein Provisorium” (Oskar Lafontaine), “eine Etappe” (Kohl) auf dem Weg zur Einheit Europas sein. Würden sich die Deutschen nur noch mit sich selbst beschäftigen, so Kohl, wäre “das Verrat an unserer Politik”.

aus: Alle Fäden in der Hand, in: DER SPIEGEL 40/1990 – (text|pdf)

Die Herrschaft der Bankrotteure – Der wirtschaftliche Niedergang Amerikas | The Culture of Contentment

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1992 erschienen und gefunden in meinem neuen lieblingsantiquariat. der deutsche titel ist schrecklich und verstellt den blick auf die wesentliche these des autors: dass politik sich immer an den zufriedenen (“contentment”) orientiert, also den gesellschaftlichen gewinnern. daher ist es immer schwierig, sozialpolitik für arme und schwache durchzusetzen. er hat das extrem in der us-politik in den achtzigern beobachtet, aber auch anderswo. aus diesem blickwinkel ist bspw. auch die jüngere politik in den usa erklärbar, als tausende gegen obamas reformen waren.

20 Jahre alt, aber immer noch aktuell.

[xrr rating=7/7]

Tatort: Lauf eines Todes (1990) – Stoever & Brockmöller

1990 war AIDS noch ein Thema, ist ja heute leider nicht mehr so. Außerdem werden die Machenschaften der BILD-Zeitung kritisiert, in aktuellen Tatorten undenkbar. Ansonsten mittelmäßiger Fall um das Tabu-Thema Homosexualität verheirateter Männer. Nicht besonders spektakulär.

+++ LINK +++ Erstausstrahlung: 21.01.1990 +++

[xrr rating=3/7]

Was noch so alles aus der Erde kommt

Die ZEIT hat einen Artikel über ein Bohrloch in der Nordsee, aus dem seit 20 Jahren Methan entweicht. Verantwortlich war damals Mobile Oil (heute: Exxon Mobile). Passiert ist seitdem nichts, die britische Regierung meinte 1998, dass das nicht gefährlich sei. Die Auswirkungen auf die Atmosphäre sind jedoch unbekannt. Nun forscht Dr. Peter Linke am Loch.

In der turkmenischen Wüste strömt bereits seit 39 Jahren Methan aus einem verunglücktem Bohrloch. Die Russen haben das irgendwann angezündet und es brennt bis heute. Das “Tor zur Hölle” in einem kleinen Video (via):

Wahrscheinlich gibt es noch mehr Löcher in der Erde, aus denen alles mögliche austritt. Für die Erde ist das unerheblich. Aber es hilft, den Lebensraum für den Menschen nachhaltig zu zerstören. Damit er nicht noch mehr Löcher bohren kann.