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Sind wir nicht Menschen (Hörbuch)

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sammlung von kurzgeschichten (im original bereits 2017 als The Relive Box erschienen) über gebrochene männer. tatsächlich geht es um fragile alte weiße männer, frauen sind nur deko in den geschichten. kann natürlich absicht sein, oder ist einfach das naheliegendste für den autor (*1948). teilweise bizarr bis grotesk. und in gewohntem erzählton. ein kluger beobachter und erzähler.

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Vorstadtkrokodile

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das buch habe ich selbst mehrmals als kind gelesen, war zwar kein schulstoff, aber irgendwie habe ich es trotzdem in die hände bekommen. und nun haben wir es zusammen mit der roibertochter gelesen. die vierzig jahre merkt man dem buch an, es tauchen wörter auf wie “Peterwagen”, “Itaker” und “Invaliden. abgesehen davon ist das buch überraschend aktuell. es geht um freundschaft, inklusion, um verrat, moral, arbeitslosigkeit und ausländer (hier: gastarbeiter). alles ist ein wenig düster gezeichnet, in der papageiensiedlung, einer reihenhaussiedlung im ruhrpott, wissen die kids nichts mit sich anzufangen und spielen auf einem alten fabrikgelände. sie integrieren nach einigen vorurteilen den rollstuhlfahrer. eine einbrecherbande treibt ihr unwesen und die ausländer sind schuld. dabei ist alles ganz anders.

alles wirkt ein wenig linksgrünversifft, das buch ist hochpolitisch und moralisch aufgeladen, es kommt mit einem erziehungsauftrag daher und bleibt ein kinderbuch. die story ist banal und vorhersehbar. erschreckend viele sprachliche und logische fehler geben sich die hand. aber aktuelle kinderbücher sind nicht besser. das vorliegende eignet sich tatsächlich zum diskutieren und nachdenken, das macht den reiz aus.

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Höllensturz: Europa 1914 bis 1949

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To Hell and Back, so der englische Titel, beschreibt auf eindringliche Art Europas dunkle Jahre, die erste Hälfte des Zwanzigsten Jahrhunderts, vom ersten bis zum zweiten Weltkrieg und die schwierige Phase dazwischen. Wobei der Fokus der Betrachtung tatsächlich auf Europa liegt, trotzdem diese Jahre extrem deutsch waren, im wahrsten Sinne.
Kershaw bemüht sich, Entwicklungen aufzuzeigen, wie das Wettrüsten und Nationalismus in den ersten Weltkrieg mündete, wie Konservatismus und erneuter Nationalismus die Demokratiebemühungen der Zwischenkriegsjahre vernichteten, wie Appeasement und Gleichgültigkeit gegenüber Nazi-Deutschland in die Katastrophe mündete, wie es im Angesicht schwacher Staaten in Europa unweigerlich zum Kalten Krieg kam.
Und immer wieder die Entwicklungen der Staaten, der Gesellschaften, der Politik, der Wirtschaft, der Medien, der Religion. Das Buch glänzt weniger durch Zusammentragen der Fakten – denn so viele passen nicht in 700 Seiten – es sind eher die Zusammenhänge, die Linien. Und manchmal auch die kleinen Geschichten, etwa die Erinnerungen des polnischen Dorfbürgermeisters oder individuelle Beschreibungen des Krieges von Soldaten.
Dabei ist Kershaw wenig tendenziös, akribisch und manchmal sogar witzig, auch wenn dies bei dem Thema eher selten möglich ist. Es gibt keine Fußnoten, dafür eine umfangreiche Bibliographie, Karten und einige Photos, Zeitdokumente. Es ist weniger ein Fachbuch als ein anspruchsvoller Versuch die erste Hälfte des vergangenen Jahrhunderts in Worte zu fassen.

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Unentschlossen

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Beeindruckendes Buch über einen Endzwanziger kurz nach 9/11. Das verwöhnte weiße Scheidungskind aus der Mittelschicht hat seine Sinnkrise, experimentiert mit Drogen, verliert seinen Job und findet Liebe und Sinn auf einer Reise nach Lateinamerika. Was wie eine blöde Schnulze klingt, ist in Wahrheit ein Schatz, reich an Kritik an Gesellschaft, Globalisierung usw. Kunkel versteckt politische Forderung nach mehr Partizipation, Teilhabe und Rücksicht in einen Entwicklungsroman. Flott und amüsant geschrieben, man atmet die Buchseiten nur so ein.

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Die Zukunft ist schön

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unsichtbar_farbig_irisDisclaimer: Das besprochene Buch wurde mir freundlicherweise vom Unsichtbar Verlag zur Verfügung gestellt.


ein sozial kaputter (weil reich) schläft sich aus dem kapitalistischen jetzt des jahres 2013 ins zukünftige 2026. und da ist alles anders und vor allem besser. in nur wenigen generationen hat sich die ganze welt in eine vernünftige gewandelt und alles ist so viel besser.

da das natürlich irrwitzig unrealistisch ist, nimmt sich der protagonist viel zeit für fragen und reflektiert die antworten. es gab keine kriegerischen revolutionen, die menschheit hat vielmehr ihre unmündigkeit erkannt und entsprechend gehandelt und nach nur wenigen generationen war alles gut.

und das will uns der autor wohl mitteilen: dass wir jetzt den arsch hochkriegen sollen, sonst wird die zukunft eben nicht schön. dass es möglich ist, aber bald zu spät sein könnte.

streckenweise bisschen handlungsarm, eher dialogisch oder monologisch. nur die geheimnisvolle tochter hätte noch ein bischen mehr kontraste setzen können.