geschichten aus einer viel zu großen stadt pt. 6

als ich vor mehr als einem jahrhundert zum ersten mal nach berlin kam, haben sie mich schon fasziniert. die untergrundbahnen, die in dieser stadt auch ein wenig über dem untergrund funktionieren. ohne zu nörgeln verrichten sie ihren dienst. man liebt sie nicht, wenn sie rechtzeitig kommen, man meckert nur, wenn sie nicht kommen. sie sind voll, im sommer stinkts nach schweiß, im winter nach winterschuhen. sie sind schnell, man kann lesen, schnorren, schlafen, essen, verrückt werden. sitzen, stehen, liegen. beobachten. andere leute blöde angrinsen. sich von anderen blöde angrinsen lassen. alles kein problem, ist alles möglich. bin ja mehr so der u9-komplett-fahrer. aber was sich die bvg ausgedacht hat, übersteigt doch wirklich meine toleranzgrenze. erstzverkehr den ganzen sommer lang. pah! heute gings los. abgenervte menschen in überfüllten bussen. die jagd des fahrgastes nach einem freien sitzplatz. ein rumpeliger bus, ein busfahrer, der gerne auto-motor-und-sport-testfahrer geworden wäre, aber leider wegen seiner aggressivität nicht genommen wurde. außerdem halte ich es für sehr gewagt, frühmorgens gleich die ganze stadt zu sehen. das macht depressiv. man fühlt sich als teil einer maschine. und wozu das alles? wegen 2500 Tonnen Schotter.

ICK WER ZUN SCHWEIN

jetzt reichts. ab morgen fahre ich s-bahn. und schaue mir hier und hier die bilder an. und montag morgen bloggen ist sowieso hirnrissig.


carsten ~ 23.07.2007 ~ berlingeschichten

One Comment


  1. ich finde ja, dass die mal wieder übertreiben. ganze drei monate dauert die sperrung meiner lieblings-u-bahn-linie. ein ersatzverkehr mit bussen ist eingerichtet. und so steht man denn im stau und denkt unsinn vor sich hin:

    Vom 30. Juli bis 28. Oktober 2007 werden dann rund 2500 Tonnen Schotter aus- und wieder eingebaut, elf Weichen, drei Kreuzungsweichen sowie 1200 laufende Meter Gleis und Stromschienen erneuert beziehungsweise umgebaut. Gleichzeitig nutzen wir die Sperrung, um im Bahnhofsbereich 300 Meter betonierte Fahrbahn durch das übliche Schottergleis zu ersetzen. [quelle]

    die angeblichen gleisbauarbeiten sind doch völliger quatsch. flüstergleise! berlin hat kein geld für solch unsinnigen firlefanz. deswegen hier die wahrheit. schonungslos und klar. die bezirksverwaltung mitte (mit den Ortsteilen Wedding, Gesundbrunnen, Hansaviertel, Tiergarten, Moabit und Mitte) versucht in kooperation mit dem land berlin und der Drogenbeauftragten der Bundesregierung im Bundesministerium für Gesundheit sabine bätzing (scheiße, wo ist denn der anfang der satzes…?). jedenfalls ganz offiziell: aufwertung des problemkiezes durch (fast) kostenfreie stadtrundfahrten. es reicht eine gültige fahrkarte. kontakt zwischen den insassen der busse und den einheimischen ist ausdrücklich erwünscht. zur gezielten kontaktaufnahme wird besonders geschultes personal eingesetzt. diese damen und herren im dunkelblau-gelben outfit und mit mütze weisen freundlich und dezent auf den ersatzverkehr hin und sind auch sonst sehr hilfsbereit. offensichtlich wurden die u-bahn-fahrer zu gleisbauarbeiten gezwungen. oder absolvieren sprachkurse. damit sie „MIT DEM FAHRRAD NICH IN‘ ERSTEN WAGN‘!!!“ (vgl. dazu KRÖMER et al.) auch in anderen sprachen brüllen können. die berliner sollen ihren wedding wieder kennen und ihn lieben lernen. denn auf schnöden u-bahnfahrten vergisst man schnell das aussehen und schwups-di-wupps wacht man auf in einer völlig fremden stadt. für nächstes jahr ist ein größeres projekt geplant: einstellung des gesamten berliner s-bahn-verkehrs. ein ersatzverkehr wird eingerichtet…
    danke, liebe bvg!
    ps: falls das wieder erwartens doch nicht stimmen sollte: höchstwahrscheinlich wird da unten an den atomplänen des inneministeriums gearbeitet. das würde auch die lokale klimaerwärmung um spontan zwanzig grad hier in der gegend erklären… ich geh dann mal baden…
    [ein direktes update von dem hier]

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