Adventstürchen #18: Mit 18…

Endlich 18…Wer dachte sich das nicht als es soweit war?
Endlich kann darf man den “richtigen” Alkohol kaufen, den Führerschein machen, in die Pornoabteilung in der Videothek gehen, usw.
Und dann war man 18½ und das Leben ging genau so weiter wie es war. Man dachte, dass alles besser wird aber in Wirklichkeit musste man sich weiterhin um die Zukunft kümmern – einen Job finden, Geld verdienen um die Hälfte davon dem Staat zu schenken, die Miete zu bezahlen und einen gewissen Lebensstandard zu fininzieren. Dafür steht man endlich auf eigenen Beinen, keiner sagt einem mehr was man zu tun und zu lassen hat (zumindest außerhalb der Arbeit). Das musst nicht unbedingt gut sein – man verliert schnell den Blick für’s Wesentliche. Man muss sich halt zusammenreißen und klar kommen.
Im Prinzip hat sich nicht viel verändert. Es gibt gute Dinge und schlechte, nur die Art der Probleme hat sich geändert.
Ich bin jedenfalls froh nicht mehr 18 oder 20 sein zu müssen.
Irgendwann kommt sicher das Alter in dem man wieder 18 sein möchte, aber das wird wohl noch eine Weile dauern.

Es gibt ein ziemlich tolles Lied zu dem Thema von Marius Müller-Westernhagen. Für mich ist er einer der besten deutschen Künstler.

stelle frei

die universität leeds hat eine stellenausschreibung veröffentlicht. für immerhin 31,513 britische pfund untersucht man die arbeitsplätze und -bedingungen von lap dancers*. erfahrungen mit der durchführung von forschungen in der weilichen sex-industrie werden voraus gesetzt (“Experience of interviewing and conducting surveys is essential, as is prior experience of conducting research in the female sex industry.”)

ist auch wichtig, sag ich mal.

(via)
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  • (gibt es dafür eine deutsche übersetzung und eine männliche form?) wikipedia hat mal wieder die passenden worte gefunden:

Bei einer speziellen Variante des Tabledance, dem Lapdance (engl. lap = der Schoß) tanzt der Tänzer zwischen den Beinen des sitzenden Gastes oder setzt sich auf seinen Schoß um sich zur Musik zu bewegen oder Geschlechtsverkehr in einer sitzenden Position zu imitieren. Dabei ist ein gewisses Maß an physischem Kontakt und Berührungen zwischen Tänzer und Gast gegebenenfalls möglich. (wikipedia)

bei death proof bspw. gab es eine sehr anschauliche szene.

pornos in den siebzigern

schon wieder so ein film, dessen marketing komplett am thema vorbei und damit auch an mir ging: Die Torremolinos Homevideos (Torremolinos 73), eine groteske geschichte übers geldverdienen in wirtschaftlich schwierigen zeiten. angesidelt im verklemmten spanien der siebziger jahre, gibt dieser film auch einblicke in die pornobranche damals. mit dem großartigen dänen Mads Mikkelsen als …äh… dänischer pornodarsteller eben.

übrigens: der film zeigt auch die anfänge der kleinen revolution der medien damals: super8-kameras wurden erschwinglich und ganz normale menschen zu produzenten. diese entwicklung beschleunigte sich bis zu uns und dank youtube & co. sind wir jetzt zusätzlich noch sender.

schaut ihn euch an und lasst euch nicht von der sehr nuttigen aufmachung abhalten. der film ist viel witziger als gedacht.


… lesen Sie auch diesen interessanten Beitrag zur Geschichte der Pornoindustrie in den Achtzigern…

140 zeichen p0rn

in der aktuellen ausgabe der mindestens haltbar geht es um peinliche jobs in der jugend. das brachte mich auf einen text, der schon lange geschrieben werden wollte:

das bewerbungsgespräch im herzen berlins entpuppte sich als infoveranstaltung. mit dreißig leuten quetschten wir uns in einen kleinen raum voller rechner. an den rechnern saßen dieselben leute wie wir und arbeiteten. kurze einführung ins thema, blabla. ich hab garnicht richtig zugehört. die ersten bewerber standen wutschnaubend auf und verließen grußlos das büro. andere lachten irritiert oder spielten das ist-mir-alles-scheißegal-spiel. es ging um mehrwertdienste per SMS. was diese worthülse bedeutete ging mir dann am ersten arbeitstag auf. ich nahm den job natürlich an, brauchte das geld, freiberufliche festanstellung sozusagen. dann einteilung in schichten und los gings.

am ersten tag sollte ich einer tussi über die schulter schauen und lernen, was man denn so schreibt. was folgte, waren die schrecklichsten stunden meines lebens, guantanamo ist wahrscheinlich nix dagegen. ich sitze also neben einem attraktivem mädel und schaue irritiert auf ihre sätze, die sie ins system hämmert. es sind kurze, knappe sätze. 140 zeichen mehrwert-SMS mit erotischem inhalt. ab 18. irgendwo da draußen in der welt sitzt einer und schreibt für knapp zwei euro eine SMS und die frau neben mir beantwortet sie, ohne gefühlsregung, quatscht nebenbei mit den anderen oder knabbert an ihrer stulle. und ja, ich war verwirrt. mein sexueller horizont erweiterte sich innerhalb einer stunde um 150%.

und dann war ich dran. erst zögerlich, dann voller abscheu, schrieb ich auf, was mir einfiel. im grunde musste man nur das schreiben, was der kunde hören wollte. er gab ja die richtung vor, ich reagierte und meine sätze platzten fast vor geilheit. meistens war ich eine frau mitte zwanzig und zu allem bereit. naja, zu fast allem. ein paar tabus hatten wir schon, kinder und tiere und so. aber ansonsten gings immer rund. die teamleiterin saß mir im nacken und verlangte qualität.

nach einer woche war ich genauso abgebrüht wie die kollegen und schrieb die sätze, so als hätte ich nie was anderes in meinem leben getan. vielleicht hasste ich mich selbst, ob meiner verdorbenheit und unaufrichtigkeit – immerhin glaubten die kunden ja, mit “echten” frauen zu simsen. aber im grunde war mir es nach einer woche egal. es ging ums geld. sehr üppig war der job nicht bezahlt, aber immerhin konnte man rund um die uhr arbeiten gehen. ein paar perverse waren auch dabei mit irgendwelchen abgefahrenen fetischen, aber irgendwann wird auch das normal. und kurioserweise waren auch frauen dabei. dann war ich meist ein mann in seinen besten jahren. klar, oder? einige kunden haben sich verliebt und wurden so zu stammkunden. übrigens war uns auch untersagt, von liebe zu sprechen. ganz in echt! traurig das alles.

aber ich habe es ausgehalten. fast zwei jahre. gewissensbisse? nö. abstumpfung? wahrscheinlich. aber irgendwann wird auch ein arschfick per sms so langweilig wie jeder andere job. arme menschheit.