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  1. Wer sich die Fahrpläne der Deutschen Bahn ausdenkt, hat kein Herz. Ich meine: der erste Zug nach Nürnberg und München um 4:41 Uhr ab Berlin Hauptbahnhof – was ist das denn für eine Zeit? Natürlich geht man nicht früher ins Bett, sondern ganz normal um Mitternacht und quält sich dann drei Stunden später aus dem Bett. Nachtzug wäre eine Alternative gewesen, doch was soll ich acht Stunden in einem Zug anfangen? Oder durchmachen, doch als Zombie den Tag überstehen – wer will das schon? Also doch lieber der ICE „Dresden“, erstaunlich viele Mitreisende. Die sehen auch nicht fitter aus als ich. Der Berliner Hauptbahnhof um vier Uhr morgens dagegen: Ein stählernes Ungetüm fast ohne Menschen, die Rolltreppen quietschen erbärmlich, nur ein Laden mit Saft hat schon geöffnet, ansonsten habe sich alle anderen eingeschanzt hinter Glastüren und hantieren geschäftig. Schauen mit blutleeren Augen auf die wenigen Passanten, die auf der Suche nach Koffein verzweifeln. Kein Kaffee, nirgends. Wer hat eigentlich behauptet, dass Deutschland bald die Arbeit ausgehen wird? Überall Nachfrage, nur kein Angebot. Dafür Minuten später der fränkelnde Zugabfertiger mit seinem Angebot zum Vitalfrühstück im Bordbistro. Das Frühstück für Helden – Kaffee und Zigarette und Ruhe – ist leider aus, falsches Jahrhundert. Warum ich eine Platzreservierung hatte, frage ich mich bis heute. Zumal ich den reservierten Platz nicht gefunden habe, es gab ihn einfach nicht. War aber kein Problem. Wenigstens friedlich und mit nur halber Geschwindigkeit gleitet der Zug durch das Brandenburger Nichts. Im Spätherbst kann man froh sein, wenn es überhaupt mal hell wird.
    Wenigstens bleibt Zeit für ein gutes Buch, danach Müdigkeit. Zu träge, um mich zum Bordbistro zu schleppen und überteuerten Automatenkaffee zu ordern. Also dösen. Aufgeschreckt in Naumurg, weil einer das Umsteigen verpennt hat. Mitfühlende Gesichter. Dann Durchsage, weil irgendwo Feuerwehreinsatz. Weiterfahrt verzögert sich auf unbestimmte Zeit. Und dann waren es doch nur 15 Minuten.
    Und am Ende kommt man doch an. So geht das mit der Deutschen Bahn. Im Auto wär‘ es stressiger, zumal um diese Zeit.

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