Nachdenken über Emir Kusturica

Symbolbild: Aus dem Fenster lehnen (2003)

Die ZEIT hat einen interessanten Artikel über Regisseur und Musiker Emir Kusturica. Rassistisch sei er bis in die Knochen, verklärt Kriegsverbrecher und wird deshalb kaum noch zu Filmfestivals eingeladen.

“Im ehemaligen Jugoslawien ist Kusturicas nationalistisches Engagement bekannt. In Europa oder den USA dagegen steht sein Name vor allem für Filme wie Arizona Dream, eine Satire auf den amerikanischen Traum mit Johnny Depp; seinen Dokumentarfilm über den Fußballstar Diego Maradona; oder für Melodramen und Burlesken wie Zeit der Zigeuner (1986) und Schwarze Katze, weißer Kater (1998). Wenn der Regisseur und zweimalige Gewinner der Goldenen Palme von Cannes im Westen überhaupt politisch verortet wird, dann im alternativen Multikulti-Spektrum.” [ZEIT Online: Singen für den Kriegsverbrecher]

Dabei macht es sich der Autor des Artikels ein bisschen zu einfach: Weil Herr Kusturica politisch engagiert ist und auf der falschen Seite steht, negiert sich auch sein Werk. Und sollte gemieden werden vom Konsumenten. Aber ist das wirklich so? Was uns zur Frage bringt: Interessieren die politischen Ansichten des Künstlers, sollten Sie die Bewertung des Werks beeinflussen oder gerade nicht?

Genügt der Hinweis auf seine nationalistischen Positionen oder sollte man generell alles boykottieren? Dürfen wir uns überhaupt anmaßen, Balkankonflikte zu bewerten oder gar einzugreifen (wie 1999 im Kosovokrieg)? Anderseits: unter seinen Ikonen sind verurteilte Kriegsverbrecher, muss man da nicht mit dem Finger drauf zeigen?

Schwierige Fragen, auf die ich keine Antwort weiß. Seine Filme mag ich, Schwarze Katze, weißer Kater hab’ ich schon mehrmals gesehen und Underground ist einfach nur toll. Vielleicht sollte man die ganze Sache entspannter sehen?


carsten ~ 26.10.2010 ~ # ~ politik

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